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Berlin, 16. Juni 1888.
Unterredung mit dem britischen Botschafter Sir
Edward Malet, betreffend das Hinscheiden des
Kaisers Friedrich.“
Am Tag nach dem Tod des Kaisers Friedrich hatte der
Britische Botschafter Bismarck einen Besuch abzustatten. Sie
spazierten den langen, gedeckten Gang, der den Garten des
Kanzlers in der Wilhelmstraße flankiert, auf und ab, und
Malet war erstaunt über die Bewegung, die Bismarck verriet;
seine Augen waren trübe, Tränen rollten seine Wange herab.
Die ganze Szene war seltsam; denn während diese stillen und
unwiderleglichen Zeugen seines Schmerzes die ganze Unterre-
dung begleiteten, wurde über den Tod, der ihn verursachte,
kein Wort zwischen ihnen ausgetauscht. Die Unterredung hatte
mit diesem Gegenstand zu tun, aber Bismarck sowohl wie Malet
legten sich einen schmerzlichen Zwang auf, den Namen des
Kaisers nicht zu nennen, damit sich nicht das Geschäft, das
erledigt werden mußte, in Tränen auflöste.“)
Friedrichsruh,. 7. August 1888.
Unterredungen mit dem Abg. v. Bennigsen, be-
treffend dessen Ernennung zum Oberpräsidenten
von Hannover.““
Bismarck: „Der Kaiser hat den bestimmten Wunsch, und
zwar aus eigener Initiative ohne die geringste Anregung
meinerseits, geäußert, einen Nationalliberalen und speziell Sie
*) Malet. „Shifting scenes“, London 1901, S. 65.
“*) In der Unterredung Bismarcks mit Herrenhausmit-
gliedern am 28. Juni 1888 (siehe mein Werk „Bismarck und
die Parlamentarier“, Bd. III, S. 199) erklärte er noch, daß
die Krönung nicht stattfinden und ein Amnestieerlaß nicht er-
folgen werde.
P)) Onken, „Rud. v. Bennigsen“, Bd. II, S# 544 f.