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Später auf einen Einwand Hardens hin: „Ich fürchte, Sie
haben Recht. Aber Sie begreifen, daß ich da, wo man
meinen Wünschen zugänglich ist, persönliche Angriffe auf
Hohenlohe zu hindern suche. Auf meine Kappe kommt
schlieblich doch alles: und man zeigt dann mit Fingern auf
den bösartigen alten Mann, der an keinem Nachfolger ein
gutes Haar läßt.“
Eugen Richter.“-)
(Bismarck zu Harden): „Richter war wohl der beste
Redner, den wir hatten. Sehr unterrichtet und fleißig;
von ungefälligen Manieren, aber ein Mann von Charakter.
Er dreht sich auch jetzt nicht nach dem Wind und orientiert
seine Politik nicht, wie Rickert und Konsorten, nach der Hoff-
nung, den Kaiser am Ende doch noch mal als Hospitanten
seiner Fraktion zu sehen.“
Bismarck gefiel Richters schroffe Wendung gegen den
demokratischen Sozialismus. „Auf dieser Basis wäre eine
Verständigung möglich gewesen. Aber so lange ich da war,
kühlte er sein Mütchen ja nur an mir und hätte, glaube ich,
mit Liebknecht gegen mich bande à part gemacht, wenn er
sicher gewesen wäre, mir mit antisozialistischer Politik Freude
zu bereiten. Ja, um Richter war's eigentlich schade'“
Man so dhun.“")
Als nach einem Besuche des Kaisers in Friedrichsruh'“)
die Bismarckschwärmer in einen Jubellärm ausbrachen und
die „Versöhnung“ als den Anbruch einer neuen Aera für
*) „Die Zukunft“ vom 17. März 1906.
*)Nach der „Zukunft“. „Berliner Zeitung“ Nr. 558 vom
29. Dezember 1897.
* ) Es fanden solche statt am 19. Februar 1894, 26. März
1895 und 16. Dezember 1897. Die obige Aeußerung Bismarcks
erfolgte nach einem der ersten Besuche des Kaisers in Friedrichsruh.