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Friedrichsruh, Mitte Oktober 1897.
Kußerung nach dem Gewährsmann der „Leipziger
Neuesten Nachrichten“, betreffend die Polnische und
Kolonialfrage, das Bismarckdenkmal, die Monroe-
Doktrin.“
Bismarck: „Ich rate jedem, dem eine gesunde Ent-
wicklung des politischen Lebens in Deutschland am Herzen
liegt, die polnische Frage wohl im Auge zu behalten. Ich
glaube, daß die Polen noch immer in der Lage sind, viel
Unheil zu stiften durch ihr natürliches Talent zur Intrigue
von oben bis unten angesehen und lächelnd gefragt haben: „Was
nun, aber, wenn Sie runterfallen, haben Sie auch Pumphosen
an?“ — „Jawohl, Durchlaucht, alles chik! — „Na, dann radeln
Sie mir noch mal was vor!“ Wenige Tage darauf erschien die-
selbe Dame in großer Besuchstoilette in Friedrichsruh, um der
fürstlichen Familie ihre Aufwartung zu machen. Bismarck empfing
sie freundlichst und widmete der diesmaligen Toilette der Dame
große Aufmerksamkeit. Als sich endlich die Hamburgerin zum
Gehen anschickte, meinte er: „Das nächste Mal kommen Sie
man in den Pumphosen wieder!“ Im Hinblick auf die Er-
zählung, Bismarck sei ein eifriger Skatspieler gewesen, schrieb
Fürst Herbert Bismarck an den Herausgeber des „Bismarck-
Kalenders“, Verlagsbuchhändler Wilhelm Köhler in Minden
i. W.: „Berlin, NW., Moltkestr. 2, 15. Januar 1899.. ich
danke Ihnen verbindlichst für die mir durch Uebersendung der
beiden, den Namen meines Vaters tragenden Bücher erwiesene
Aufmerksamkeit; ich werde sie gern lesen und in Gebrauch nehmen;
beim Durchblättern ist mir in dem Kalender S. 13 eine Unrichtig-
keit aufgefallen, die ich im nächsten Jahrgang zu korrigieren
anheimstelle. Mein Vater ist nie in seinem Leben Skatspieler
gewesen, so daß die betreffende Anekdote auf S. 13 in der Luft
steht und eine falsche Vorstellung von ihm gibt. Ebenso verhält
es sich mit der anderen Anekdote S. 14 über eine Radfahrerin,
die auf Phantasie beruht. Bismarck.“
*) Uebergegangen ist der Artikel in Penzlers Werk, Bd. VII,
S. 392 und in die „Berliner Börsenzeitung“ Nr. 489 vom
19. Oktober 1897.