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schätzung der Unabhängigkeit anderer amerikanischer oder euro-
päischer Staaten verleitet.“)
Am 19. Oktober 1897 machte Pros. Schweninger dem Grafen
Rantzau nach einer genauen Untersuchung Bismarcks die Mit-
teilung, daß die Familie sich auf das Schlimmste vorbereiten.
müsse, es sei ganz plötzlich und unmotiviert im linken Bein und
Fuß der Greisenbrand aufgetreten, eine Diagnose, welche der
weitere Verlauf der Krankheit bestätigte. Schweninger hoffte
Bismarck noch vielleicht bis zu dessen nächsten Geburtstag er-
halten zu können; jeder Tag darüber hinaus aber, den er noch
erlebe, sei als eine besondere Gnade des Himmels zu betrachten.
Das Geheimnis der Krankheit wurde der Außenwelt und Bismarck
gegenüber strenge gewahrt.“)
Friedrichsruh, Anfang November 1897.
Außerungen nach einem Gewährsmann der „Leiy-
ziger Neuesten Nachrichten“, betreffend die
Beringsmeerfrage, das bayerische Reservatrecht in
der Militärgerichtsbarkeit, ein Kartell der staats-
erhaltenden und produktiven Stände gegen die
Sozialdemokratie.““
Bismarck beobachtete in der letzten Zeit politisch eine
bemerkenswerte Zurückhaltung gegen früher. Es lag dies
*) Im Zusammenhang mit Versailler Erinnerungen wurde
erwähnt, daß der jetzt in Friedrichsruh stehende Mahagoni-Klapp-
tisch, auf dem seiner Zeit die Unterzeichnung der Versailler
Friedensbedingungen stattfand, der Madame Jessé nicht „ein-
fach fortgenommen“ ist, sondern auf Anlaß von Landsleuten des
Kanzlers im Jesséschen Hause durch einen vollkommen gleichen er-
setzt worden ist, während das Original zu späterer Zeit von den
Erwerbern Bismarck zum Geschenk gemacht worden ist.
*.) Nach den von Schweninger veröffentlichten Aufschlüssen
über seine Krankheit und letzten Lebenstage.
*e#) Der betreffende Artikel der „Leipziger Neuesten Nach-
richten“ ist in Penzlers Werk (Bd. VII, S. 405) übergegangen.