— 343
diener, ohne Nachteil wagen durfte. Der Humor und
der Appetit ließen trotz der Schmerzen in den Beinen und
dem Mangel an ausreichender Bewegung nichts zu wünschen
übrig. Nur der Schlaf ließ auf sich warten. „Das Bett,
mein bester Freund, will mich nicht mehr“ klagte Bismarck,
wenn ihm jetzt die Bettlage Schmerzen verursachte. — „Man
müßte — bemerkte er z. B. einmal — die Schmerzen wie
Farben unterscheiden können.“ — und wünschte, das „Heute“
weniger unangenehm zu verleben, ohne sich um „Morgen“ be-
sonderen Kummer zu machen. Er war in dieser Beziehung
ganz ruhig und erklärte, als er sich mehr an den Rollstuhl
gefesselt sah, scherzend: „JIch bin doch wirklich nun lange genug
Diplomat gewesen, um mir die Diplomatenkrankheit par
excellence (Podagra) auch einmal etwas ausgiebiger ge-
statten zu können. .“ Er erwartete nicht „Eigentliches“
mehr, erklärte sich wiederholt für „vollständig abgefunden
im Leben“, sprach einmal sinnend: „Nicht Euphorie wünsche
ich mehr, sondern Entbanasie“ und sah dem Kommenden mit
schöner Ruhe entgegen.“)
Friedrichsruh, Ende Dezember 1897.
Außerung nach dem Gewährsmann der „Leipziger
Neuesten Nachrichten“, betreffend das Befinden
Bismarcks.“
Zum großen Schmerz aller Bismarckfreunde drangen zum
ersten Male auch von seinem Leibblatte, den „Hamburger
Nachrichten“, bestätigte. unerfreuliche Nachrichten in die
Oeffentlichkeit. Die Schlaflosigkeit, die infolge des Mangels
an Bewegung im Freien und an der Einwirkung frischer Luft
*) Nach den von Schweninger veröffentlichten Aufschlüssen
über Bismarcks Krankheit und letzten Lebenstagen.
"“)) Uebergegangen auch in das Werk von Penzler (Bd. VlI,
S. 419 ).