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Gesprächen mit ihm, so wie es meine Art ist, kein Blatt
vor den Mund genommen. Bei einer derartigen Früh-
stücksunterhaltung ist auch meine Aeußerung über die Kon-
servativen gefallen, jedoch in ganz anderem Zusammenhange
und in ganz anderem Sinne, wie sie von Harden veröffentlicht
worden ist. Diese Veröffentlichung stellte sich in der Form,
wie sie geschehen sei, als ein Vertrauensbruch und eine grobe
Taktlosigkeit heraus. Ich habe daher sofort angeordnet, daß
Harden nicht mehr empfangen wird.“
Mit dem letzten Lebensjahre Bismarcks, in das wir nun-
mehr eintreten, werden die Nachrichten über die von ihm
geführten Gespräche immer seltener. Ich selbst hatte ihm
im Herbst 1897 in Friedrichsruh meine letzte Aufwartung
gemacht, und ihn geistig auf der alten Höhe getroffen. Kein
Unterschied in der lichtvollen Unterhaltung von der vor zehn
Jahren. Da die Umgebung im Jahre 1898 Besuche aus
Rücksicht auf Bismarcks Leiden möglichst zurückhielt, und die
wenigen, mit denen eine Ausnahme gemacht wurde, äußerst
diskrete Personen waren, so waren seine übrigen Freunde
in der Hauptsache auf die Referate angewiesen, welche einige
fach gehört habe. Dagegen geht es zu weit, wenn Graf v. Hohen-
thal-Hohenpriesnitz der „Kreuzzeitung“ schrieb, daß Harden über-
haupt nur ein einziges Mal beim Fürsten Bismarck gewesen
sei. Er war dort wiederholt. Graf Hohenthal schreibt weiter:
„Die Einführung beim Fürsten ist Harden durch den Geheimrat
Dr. Schweninger gelungen, dem er sich auf jede Weise zu nähern,
den er für sich zu gewinnen und auszuhorchen verstand. Zu be-
merken ist hier auch, daß Harden damals in seiner ganzen Per-
sönlichkeit noch nicht so erkannt war, und seine Schreibweise noch
nicht ganz den Charakter der heutigen trug.“ Hiezu ist noch zu
bemerken, daß Bismarcks Gesundheit im Jahre 1898 jeden ihn
möglicherweise aufregenden Empfang ausschloß. Wäre er wohl
gewesen, so würde er Harden die kleine Entgleisung sicher ver-
ziehen haben.