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mit Friedrichsruher Kreisen Verbindungen besitzende Jour-
nalisten zu erlangen wußten. In der Hauptsache also auf
ein „on dit“. Die einzige Hoffnung ist, daß wir hinsichtlich
dieser letzten Periode einmal durch Aufzeichnungen, die aus
seiner ständigen Umgebung stammen — vor allem ertcheint
Dr. Chrysander dazu berufen — entschädigt werden. In Er-
wartung derselben müssen wir uns mit dem vorhandenen
dürftigen und oft nichts weniger als authentischen Material
begnügen.“) «
Friedrichsruh, Mitte Januar 1898.
Außerung, betreffend die Besetzung des kretischen
Gonverneurpostens.
Bismarck: „Deutschland hat nicht das mindeste Inter-
esse daran, sich im Namen der Gerechtigkeit, rectius zu Gunsten
*) 18. Januar 1838. Der Vertreter der „Leipziger Neuesten
Nachrichten“ berichtete seinem Blatte: daß sich das Befinden Bis-
marcks allmählich bessere. Er kann zwar den Rollstuhl noch nicht
wieder entbehren, aber das Allgemeinbefinden hebt sich täglich,
und er ist bei so gutem Humor wie je. Von ärztlicher Seite
wurde dieser Tage, als jemand Zweifel darüber laut werden
ließ, ob man Bismarck im Frühjahr wieder rüstig durch den
Sachsenwald schreiten sehen würde, erwidert: „Das werden Sie
sicher!“ Unsinn war es, wenn in einzelnen Blättern angedeutet
wurde, Bismarck habe „das Wasser in den Beinen“ und dies
sei le rommencement de la fin. Es handelte sich nur um das
Beinleiden. Er selbst spottete gutgelaunt häufig über gehegte
Besorgnisse: „Schmerzhaft, aber leider nicht gefährlich.“ In der
Sylvesternacht nahm Bismarck bis gegen 1½ Uhr an der Punsch-
bowle, welche die Familienmitglieder und Gäste vereinigte, teil
und er befand sich am nächsten Morgen sehr wohl. Lebensweise
und Ernährung waren unverändert. Ein Unterschied fand nur
insofern statt, als der Weingenuß eingeschränkt wurde zu Gunsten
des Bieres (Münchner Hofbräu und Sedlmayer Spaten), von
dem er jetzt etwas mehr genoß als früher.
".) Weiter ausgeführt wird dieser Bismarck'sche Ausspruch
in einem Artikel der „Dresdener Nachrichten“ und der „Leipziger