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fahrt durch Bosporus und Dardanellen, selbst wenn sie ge—
währleistet sei, heutzutage jeden Augenblick durch die mo—
dernen Sperrmittel illusorisch gemacht werden. Worauf Ruß-
land naturgemäß abzielen müsse, sei eine einseitig russische
Sperrung der Meerengen aber nicht eine Oeffnung derselben
für alle Mächte. — Im Krimkriege habe es sich gezeigt, daß
in der Ostsee die Uebermacht der russenfeindlichen Flotte
nicht viel ausrichten konnte, dagegen hätten die Westmächte
vermocht, durch die Meerengen an der südrussischen Küste
zu landen. Dies sei in Rußland unvergessen und man richte
sich danach.
Friedrichsruh, 7. März 1898.
Chrysander anttlwortet auf die Frage nach Bismarcks Be-
finden: „Es geht nicht, wie es gehen sollte, aber es geht
doch auch nicht so schlecht, wie es gehen könnte, aber geistig ist
keine Abnahme bemerkbar.“
Friedrichsruh, Mitte März 1898.
Außerung nach der Mitteilung eines Gewährs-
mannes der „Neuen Freien Presse“, betreffend
die chinesische Expedition, amerikanische Tele-
gramme, Zolas Werke.“
Mit der chinesischen Aktion erklärte sich Bismarck einver-
standen und er würde es in noch höherem Maße sein, wenn
*) Der Bericht der „Neuen Freien Presse“ datiert vom
19. März 1898 ist auch in das Werk Penzlers Bd. VIII, S. 453,
übergegangen. Das Befinden Bismarcks — so heißt es daselbst
— bessere sich langsam; er bediene sich zwar noch des Rollstuhls,
die Gehversuche würden aber jetzt häufiger und mit größerem
Erfolge vorgenommen. Die Natur des Leidens wissen außer den
Aerzten nur die Familienangehörigen. Die offizielle Leseart
lautete: „Wiederauftreten der alten Venenentzündung am Bein,