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Friedrichsruh, Ende März 1898.
Gespräche nach dem Gewährsmann der „Leipn-
ziger Neuesten Nachrichten“, betreffend eine Anek-
dote Bismarcks über das Rauchen, die bessere Lage
der Unteroffiziere und verschiedene politische Tages-
Fragen.“
Aerztlicherseits wurde noch immer streng auf größtmög-
lichste Schonung Bismarcks gedrungen, der so oft, wie möglich,
kurze Gehversuche machte, sonst bei gutem Humor war, und
die Neigung zu liebenswürdigen scherzhaften Aphorismen und
Anekdoten nicht verloren hatte.
Als ein Gast seine Bewunderung über die große Anzahl
von Pfeifen aussprach, die Bismarck mit Behagen rauchte,
erzählte dieser in überaus komischer Weise von einem alten
hannoverschen Offizier, der an der damaligen Zollgrenze an
einem ziemlich einsamen Posten funktioniert hätte. Den habe
er einmal getroffen und im Gespräch mit ihm gefragt, er
besuche wohl, um sich Zerstreuung zu verschaffen, häufig die
Gutsbesitzer in der Umgegend. „Nein“, habe er geantwortet,
„die besuchen wir nicht.“ „Na“, habe er (der Fürst) weiter
gefragt, „dann spielen Sie wohl hier viel Karten?“ Ant-
wort: „Nein, Karten spielen wir hier nicht.“ „Dann trinken
Sie wolhl?“ „Ne, trinken tun wir auch nicht.“ „Ja, was
fangen Sie da denn mit Ihrer dienstfreien Zeit eigentlich an
Worauf die in klassischer Ruhe erteilte Antwort: „Immer
roochen (rauchen)!“ gelautet habe. „Der konnte es doch
noch besser als ich.“
Als sich das Gespräch militärischen Fragen zuwandte,
erklärte Bismarck: „Zu den wichtigsten Aufgaben, welche der
Sorge für die Erhaltung der Zuverlässigkeit und Tüchtig-
keit des Heeres gestellt sind, gehört, daß man den Unter-
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*) „Leipziger Neueste Nachrichten“ vom 31. März 1898,
bei Penzler a. a. O., Bd. VII, S. 462.