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mit verstärkten Gesichtsschmerzen bezahlen mußte, so litt doch
seine Grundstimmung nicht darunter. Sie färbte auch auf
gelegentliche politische Meußerungen ab. Als ihm eine Karte
des Teiles der chinesischen Küste, wo 'sich Kiautschou befindet,
gezeigt wurde, betrachtete er das rot abschraffierte Gebiet,
welches den deutschen Pachtbesitz darstellt, genau und äußerte
dann schmunzelnd: „Groß genug, um allerhand Dummheiten
zu machen !“)
In der polnischen Frage blieb Bismarck seiner alten Auf-
fassung treu. „Die Polen, Adel, Geistlichkeit und Bauern
sind nach meiner langjährigen Beobachtung und Erfahrung
Elemente, denen das Konspirieren und die politischen In-
triguen nicht nur Lebensbedürfnisse sind, sondern die darin
auch eine ausnahmsweise hohe Begabung und Geschicklichkeit
besitzen, welche in den Dienst der polnischen Nationalidee gestellt,
sie niemals zur Ruhe kommen lassen und sie unablässig zu
neuen Umtrieben stimulieren. Demgegenüber ist nicht nur
stete Vorsicht und rechtzeitige Energie in der Zurückweisung
jedes polnischen Versuches zu Uebergriffen, die sich mit der
Sicherheit und Integrität der polnischen Landesteile Preußens
nicht vertragen, unerläßlich, um eine Entwicklung zu verhüten,
wie sie in früheren Zeiten wiederholt stattgefunden und zur
blutigen Niederwerfung von Insurektionen geführt hatte, son-
dern auch eine sorgsame Beobachtung der polnischen Konspiratno-
nen auf internationalem Gebiete, namentlich solcher „die zur Ver-
hetzung Rußlands und Deutschlands gegeneinander stattsinden.
Das Gift, welches aus polnischen Federn in Briefen oder
Zeitungsartikeln ausgespritzt wird, erzeugt oft Krankheits-
erscheinungen an ungeahnten Stellen. Jedenfalls ist die
Behandlung, welche die Polen und die polnische Propaganda
*) Nur die mutmaßliche Meinung Bismarcks wird des
weiteren in höchst gewundenen Redewendungen mitgeteilt, hin-
sichtlich des amerikanisch-spanischen Konflikts und der Grenzen
von Deutschlands Neutralität dabei.