Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Schönhausen, 29. Mai 1889. 
Unterredungen mit verschiedenen Ortseinwohnern.“) 
Varzin, zwischen 8. Juni und 5. August 1889. 
Unterredung mit dem italienischen Senator Fran- 
cesco Cuchi, betreffend die Eventnalität eines fran- 
zösischen Angriffes auf Italien.“ 
Im Jahre 1889 was das Gerücht von einer Kriegserklä- 
rung Frankreichs aufgetaucht, das Spezia anzugreifen be- 
absichtige. Crispi bat den zufällig in Berlin sich aufhaltenden 
Senator Francesco Cuchi, Bismarck einen Besuch abzustatten. 
Cuchi: „Halten Durchlaucht einen Angriff Frankreichs 
auf Italien im Bereiche der Möglichkeit?“ 
Bismarck: „Ich glaube nicht daran; meine Informationen 
scheinen diese Möglichkeit ganz auszuschließen. Ich kann 
*) Bismarck besuchte unerwartet den praktischen Arzt Dr. 
Köhne, der ein. Bauernhaus bewohnte, dessen Tür überaus 
niedrig und eng war. Bismarck mußte sich infolgedessen bücken, 
um durch die Tür zu kommen, deren Breite er ganz ausfüllte. 
Lachend sagte er zu Dr. Köhne, er müsse schon entschuldigen, 
wenn er im wahren Sinne des Wortes mit der Tür ins „Haus 
falle. Im Laufe des Gespräches klagte er dann über seine 
rechte Seite. Dieselbe sei gar nicht mehr viel wert. Demnächst 
traf er auf einem seiner Spaziergänge eine alte Frau, die sich 
eines recht ansehnlichen Umfanges erfreute, mit der er in der 
Jugend bisweilen gespielt, die er aber seitdem nicht wieder- 
gesehen hatte. „Je Otto, Sie sind ja ein recht großer Herr 
geworden.“ — „Ja, Fiken, und du bist ja eine recht behäbige 
Frau geworden.“ — „Ja, da haben Sie recht, Otto,“ ent- 
gegnete lachend die Alte, drückte dem Fürst energisch die Hand, 
und schied glückselig voon dannen, daß der Kanzler sie sofort 
wieder erkannt hatte. 
**) Nach einer Erzählung Cuchi's, veröffentlicht im August 
1898 im „Don Chisciotte“. Die „Post“, Nr. 224 vom 18. August 
1898, „Münchener Allg. Zeitung“, Nr. 227 vom 18. Septem- 
ber 1898. 
 
	        
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