Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Reichs= und Staatsinteresse liegende Gestaltung der Partei- 
verhältnisse möglich ist.“ 
Helldorf sprach seine Zustimmung dazu aus, und suchte 
Bismarck davon zu überzeugen, daß es die beste Politik 
sein würde, durch die deutschkonservativen Stimmen das So- 
zialistengesetz auf Grund der Streichung des Ausweisungs- 
paragraphen ablehnen zu lassen, weil der mutmaßlich dann 
mit erneuter Kraft erwachende Uebermut der Sozialdemokratie 
in kürzester Zeit zur Vorlage eines weit wirksameren Sozia- 
listengesetzes mit Notwendigkeit führen werde. Er stellte Bis- 
marck die Alternative, entweder durch eine feierliche Erklärung 
im Reichstage vor den zu erwartenden Kommissionsbeschlüssen 
zu kapitulieren oder die Ablehnung des Gesetzes gewärtigen 
zu müssen, für dessen Annahme seine Partei nur zu haben 
sein werde, wenn vor der entscheidenden Abstimmung eine 
solche offizielle Erklärung erfolge.) 
Während des Frühstücks und der Fahrt fortgesetzt politische Ge- 
spräche, wesentlich auch das Sozialistengesetz betreffend. Ich be- 
sprach eingehend die Lage der Verhandlungen in der Kommission 
und deren Rückwirkung auf die parlamentarische Lage und die 
Stellung der Parteien. Das Gespräch wurde nach der Rückkehr 
von denr Fahrt zwischen mir und dem Fürsten allein fortgesetzt, 
indem dieser mich in sein Arbeitszimmer rufen ließ.“ 
*) Helldorfs Darstellung a. a. O. ist abweichend: „Ich 
sprach mein Bedauern aus, daß man bei der jetzigen Vorlage 
des Sozialistengesetzes den Fehler begangen habe, es stark ab- 
Ammildern, anstatt nur die Befristung zu streichen und das Ab- 
handeln des Reichstags abzuwarten. Der Kanzler mußte dies 
zugebem und tat dabei die Aeußerung, „da haben mich die Mit- 
nister salsch beraten.“ Während der Diskussion war eine gewisse 
Verstimmung sseinerseits gegen die Nationalliberalen hie und da 
fühlbar. Als der Kanzler mit mir allein war, fragte er, ob 
ich es für nötig halte, daß er jetzt nach Berlin komme. Jch 
habe ihm darauf geantwortet, daß ich bei der jetzigen parla- 
mentarischen Lage ein Eingreifen seinerseits durch persönliches 
Auftreten in Berlin nicht für notwendig hielte. Frgend welche 
vositive Vorschläge über die weitere Behandlung der Frage des
	        
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