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Friedrichsruh, 14. Dezember 1889.
Unterredung mit dem Statthalter Fürsten Hohen-
lohe-Schillingsfürst, betreffend den Verkauf der
Sauyn-Wittgensteinschen Güter, die Eventualitit
eines Krieges mit Rußland, den Grafen Waldersee
und den Kriegsminister Verdy.“
Bismarck: „Es tut mir leid, nicht dafür intervenieren
zu können, daß Sie für den Verkauf Ihrer ererbten Güter
seitens der russischen Regierung ein größeres Entgegenkommen
erhalten. Wir können uns nicht in die russische Gesetzge-
bung und innere Verwaltung einmischen, ohne uns Unan-
nehmlichkeiten auszusetzen. So schmerzlich es ist, ein solches
wertvolles Objekt für einen verhältnismäßig niederen Preis
wegzugeben, so kann ich nur raten, den Verkauf vorzu-
nehmen.“
Hohenlohe: „Halten Durchlaucht die Lage kriegerisch?
Nach Andeutungen Waldersees könnte man es fast glauben.“
Bismarck: „Ich sehe keine Wahrscheinlichkeit, daß wir
bald Krieg bekommen, und wenn wir ihn bekommen, so ist
es noch sehr zweifelhaft, ob wir nach der Beendigung in
der Lage sein würden, bei den Friedensbedingungen auch die
durchzusetzen, daß Rußland die Prinzipien seiner inneren Ver
waltung ändere. Wir würden Krieg mit Rußland und Frank-
reich zugleich führen und dann suchen müssen, wenn wir einige
Vorteile erlangt haben, uns mit Rußland bald auseinander-
zusetzen. Käme es aber so weit, daß wir Rußland derart
besiegten, daß es zu einer Wiederherstellung des Königreiche
Polen kommen könnte, so wäre uns immer noch die Möglichkeit
gegeben, uns in integrum restituieren zu lassen und die jetzt
gezwungenen Verkäufe rückgängig zu machen. Das ist aber
alles in weiter Ferne. Waldersee ist ein konfuser Politiker,
*êè* ) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
Bd. II,. S. 461. »
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band III 9