Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

33 — 
Friedrichsruh, 14. Dezember 1889. 
Unterredung mit dem Statthalter Fürsten Hohen- 
lohe-Schillingsfürst, betreffend den Verkauf der 
Sauyn-Wittgensteinschen Güter, die Eventualitit 
eines Krieges mit Rußland, den Grafen Waldersee 
und den Kriegsminister Verdy.“ 
Bismarck: „Es tut mir leid, nicht dafür intervenieren 
zu können, daß Sie für den Verkauf Ihrer ererbten Güter 
seitens der russischen Regierung ein größeres Entgegenkommen 
erhalten. Wir können uns nicht in die russische Gesetzge- 
bung und innere Verwaltung einmischen, ohne uns Unan- 
nehmlichkeiten auszusetzen. So schmerzlich es ist, ein solches 
wertvolles Objekt für einen verhältnismäßig niederen Preis 
wegzugeben, so kann ich nur raten, den Verkauf vorzu- 
nehmen.“ 
Hohenlohe: „Halten Durchlaucht die Lage kriegerisch? 
Nach Andeutungen Waldersees könnte man es fast glauben.“ 
Bismarck: „Ich sehe keine Wahrscheinlichkeit, daß wir 
bald Krieg bekommen, und wenn wir ihn bekommen, so ist 
es noch sehr zweifelhaft, ob wir nach der Beendigung in 
der Lage sein würden, bei den Friedensbedingungen auch die 
durchzusetzen, daß Rußland die Prinzipien seiner inneren Ver 
waltung ändere. Wir würden Krieg mit Rußland und Frank- 
reich zugleich führen und dann suchen müssen, wenn wir einige 
Vorteile erlangt haben, uns mit Rußland bald auseinander- 
zusetzen. Käme es aber so weit, daß wir Rußland derart 
besiegten, daß es zu einer Wiederherstellung des Königreiche 
Polen kommen könnte, so wäre uns immer noch die Möglichkeit 
gegeben, uns in integrum restituieren zu lassen und die jetzt 
gezwungenen Verkäufe rückgängig zu machen. Das ist aber 
alles in weiter Ferne. Waldersee ist ein konfuser Politiker, 
*êè* ) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst, 
Bd. II,. S. 461. » 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band III 9
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.