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auf den nichts zu geben ist. Er will den Krieg, weil er fühlt,
daß er zu alt wird, wenn der Friede lang dauert. Seine
Aeußerung ist ohne Wert. Ueberhaupt ist es töricht, zu
glauben, daß Waldersee Reichskanzler werden kann. Auch
als Generalstabschef ist er ungenügend: Moltke hat ihn nur
deshalb Caprivi und Häseler vorgezogen, weil er mit ihm
machen kann, was er will. Das ist ein schlechter Dienst, den
der alte Moltke der Armee geleistet hat. Verdy ist kein
Jurist aber ein guter Stratege. Zwischen Verdy und Wal-
dersee besteht eine gegenseitige Versicherung, Verdy ar-
beitet und Waldersee erhält ihn beim Kaiser. Ersterer macht
im Bundesrat unmögliche Vorschläge.“
Berlin, Winter 1889.
Unterredung mit dem Dichter Ernst v. Wilden-
bruch über den „Generalfeldoberst"“.“
Im Winter 1889 sollte Wildenbruchs „SGeneralfeld-
oberst“ am Deutschen Theater gespielt werden. Dem Aus-
wärtigen Amte wurde das Werk zur Prüfung seiner Auf-
führbarkeit vorgelegt. Bismarck ließ Ernst von Wildenbruch,
damals noch Legationsrat im Auswärtigen Amte, zu einer Un-
terredung zu sich bitten. „Ich habe es immer beklagt, daß
die deutsche Geschichte nicht so dramatisiert worden ist, wie
die englische durch Shakespeare. Denn so vornehm wie die
englische ist die deutsche doch mindestens auch. Darum habe
ich mit Interesse von Ihren Werken Kenntnis genommen,
namentlich von den OQuitzows. Wir sind Nachbarn mit den
Quitzows gewesen, aber so aufsässig, wie Sie sie dargestellt
haben, waren die Quitzows nicht. Brudermord ist bei ihnen
nicht vorgekommen.“ Sodann erkundigte sich Bismarck nach
der Fabel des Generalfeldobersten, und sprach, als er von
ihm erfahren, sein Bedauern darüber aus, daß Wildenbruch
* Nach dem Vorwort der neuesten Buchausgabe des „Ge-
neralfeldobersten“.