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seinen Stoff aus der schlimmsten Zeit unserer vaterländischen
Geschichte gewählt hätte. Trotzdem sprach Bismarck sich nach-
her dahin aus, daß, keine Bedenken gegen die Aufführung des
Stückes vorliegen.“)
Berlin, . 1885.
Zwei Unterredungen mit dem japanischen Diplo-
maten Vicomte X., betreffend den Wert Japans
für Deutschland.
Der japanische Diplomat erzählte Bismarck von der Re-
organisation des japanischen Heeres, von den altsoldatischen
Tugenden des Volkes und vom kriegerischen Sinn wie dem
hohen Ehrbegriffe seines Souveräns. Bismarck wurde auf-
merksam, machte zwischen zwei Zügen der Pfeise Kommen-
tare und stellte Fragen.
Vicomte X.: „Wenn sich Eure Durchlaucht eines Tages
entschließen, mit der Faust an Rußlands westliche Haustür zu
schlagen, dann könnten wir Japaner vielleicht ein Feuerchen
an der Hinterpforte anmachen.“
* Gleichwobl ist das Stück für Berlin verboten geblieben.
Außerhalb Berlins fanden einige Aufführungen statt; im wesent-
lichen aber blieb das Stück Buchdrama. — Als Bicsmarck in
Friedrichsruh am 17. JFanuar 1890 seinen Sohn Herbert nach
der Bahn begleitete, ließ er sich am Bahnhofe mit einem Land-
bewohner, der den Reichskanzler merkwürdigerweise nicht kannte
und ihn nach dem Abgang des nächsten Zuges fragte, in ein
kurzes plattdeutsch geführtes Gespräch ein. Erst als der Bauer
naiv fragte, ob „he ok mit nah Hamborg föhren wull,“ drehte
sich Bismarck lachend um. Den Zuschauern dieses Intermezzos
war es kaum möglich, dem Landmann begreiflich zu machen,
daß es der mächtige Staatsmann gewesen sei, mit dem er sich so
nett unterhalten habe.
*.) Nach einem in der „New-Yorker Staatszeitung“ ver-
öffentlichten Aufsatz Otto v. Gottbergs, der den russisch-japanischen
Krieg als Kriegskorrespondent bei der japanischen Armee zu-
gebracht hat. „Leipziger Tagblatt“ Nr. 365 vom 20. Juli 1905.
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