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Bismarck (3 Tage später): „Ich habe mir Ihren Vor—
schlag durch den Kopf gehen lassen und mit Meckel besprochen,
was Sie über die Leistungsfähigkeit des, japanischen Heeres
sagten. Er scheint Ihre Ansichten über Ihre Offiziere und
Truppen zu teilen. Also veranlassen sie gelegentlich Ibrer
bevorstehenden Reise nach Japan, daß man den Vorschlag
in Gestalt eines ausgearbeiteten Planes mir vorlegt, dann.
könnte ich ihm eventuell näher treten.“
1882.
Unterredung mit dem Geh. Reg.-NRat Dr. von
Rottenburg, betreffend den Geschäftsstil junger
Diplomaten, Chamberlain.“
Bismarck: „Auch ohne die Unterschrift unter einem di-
plomatischen Bericht zu sehen, erkenne ich fast immer, ob der-
selbe von einem Chargé d’affaires herrührt. Junge Diplo-
maten pflegen eine Neigung für politische Prognosen zu ha-
ben; sie glauben sich dadurch zu empfehlen und wissen doch
nicht immer, wie schwierig das Geschäft ist.
Was ich an den großen englischen Staatsmännern der
früheren Zeit stets bewundert habe, ist ihr historisches Ver-
ständnis; dank diesem Verständnis hat sich die Entwicklung
Englands — das darf man im allgemeinen sagen — schritt-
weise nicht sprungweise vollzogen. Das „„non facere saltus“
sollte sich die Politik ebenso zum Grundsatz nehmen, wie es die
Natur tut. Ein Politiker aber, der die englische Geschichte
richtig erfaßt hat, kann unmöglich so gegen das Oberhaus
agitieren, wie Chamberlain es tut. Auch in dem modus
procedendi, glaube ich, vergreift er sich. Er arbeitet mit
amerikanischen Mitteln; aber so sehr dieselben jenseits des
*) „Neue Freie Presse“ vom 1. Juli 1905. (England
und Deutschland. Aus Gesprächen mit Rottenburg über Bismarck.
Norderneyer Aufzeichnungen von J. Wez.)