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Ozeans am Platze sein mögen, in England sollte man sie nicht
anwenden. England ist im Grunde doch ein aristokratisches
Land — das Wort im guten Sinne genommen — und wer
England liebt, muß wünschen, daß es das bleibe.“
188.
Unterredung mit Rottenburg, betreffend die Her-
beiführung einer Spaltung in der Zentrums-
partei.“
Rottenburg: „Wäre es nicht vielleicht möglich, die Kraft
des Zentrums durch eine Sezession zu brechen?“
Bismarck: „Das Zentrum ist keineswegs ein homogenes
Gebilde. Wenn die Mitglieder der Partei auch in religiösen
Fragen einig sind, so zeigen sich doch starke Differenzierungen
in politischer Hinsicht. Einige unter ihnen sind reine Demo-
kraten, andere huldigen konservativen Anschauungen. Das
trifft besonders für den größten Teil der früheren Ange-
hörigen der Armee zu, wie beispielsweise den Freiherrn
v. Schorlemer. Das Portepeegefühl kommt bei ihnen immer
wieder zum Durchbruch. Und nicht nur das! Auch die Ver-
schiedenheit der sozialen Gewohnheiten bildet ein trennendes
Moment zwischen den Mitgliedern des Zentrums. Sie muß
sich im täglichen Verkehr besonders stark geltend machen. Ich
kann nicht glauben, daß Mämer, die wie Schorlemer oder
Franckenstein an vornehme Umgangsformen gewöhnt sind, zu
gewissen Zentrumsmännern auf die Dauer nähere Beziehun-
gen aufrecht erhalten mögen. Endlich muß auch zwischen
den verschiedenen Elementen des Zentrums eine Meinungs-
verschiedenheit über die Wahl der Mittel herrschen, die im politi-
schen Leben zulässig sind. Unmöglich kann die Arbeit der sogen.
*) Vergleiche das in dem Verlage von Friedrich Cohen
erschienene Buch von Professor Goetz in Bonn: „Das Zentrum
eine konfessionelle Partei.“