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tritt aus Anlaß seines Verhältnisses zum Kaiser
Wilbelm II.“
Bismarck: „Ich habe das Vertrauen des Kaisers ver-
loren; er läßt sich nur noch von Unberufenen raten, nicht
aber von den dazu berufenen, seinen Ministern. Er kann
nur gehorsame Minister gebrauchen, Offiziere, und dazu kann
ich mich nicht hergeben. Es handelt sich nicht bloß um die Ar-
beiterschutzfrage, in der sich der Kaiser auf einer sehr schiefen
Ebene befindet, die ihn nur zu einem Arbeiterzwangsgesetz,
zur Verhinderung der Arbeiter am Verdienen, führen wird.
Es handelt sich vielmehr um die ganze Stellung des Kaisers
zu seinen Ratgebern. Ich bin für Reibungen zu alt, und muß
jetzt von meinen Aemtern zurücktreten. Ich habe ursprünglich
am Tage der Wahl zurücktreten wollen, um diese nicht zu
stören. Indessen habe ich jetzt dem Kaiser zugesagt, daß ich noch
die Reichstagseröffnung mitmachen und insbesondere dabei
für die neuen Militärforderungen eintreten will. Dann aber
werde ich unbedingt zurücktreten; der Monat Mai wird
mich nicht mehr im Dienst sehen.“
Dr. Fischer: „Aber das kann doch nicht Ihr letztes Wort
sein!“
Bismarck: „Mein Entschluß steht unabänderlich fest.““)
Berlin, 20. Februar 1890.
Unterredung mit dem Wahlvorstande des 37.
Wahlbezirkes.??“
Bismarck übte sein Wahlrecht im Restaurationssaale des
Herrenhauses, das als Wahllokal diente, nachmittags um
*) Onken, „Rud. v. Bennigsen“, Bd. II, S. 549.
") Erfunden ist die von dem Pariser „Times“-Korrespon-
denten Blowitz erwähnte Unterredung Bismarcks mit dem Pa-
riser Botschafter Grafen Münster in den letzten Tagen der Kanzler-
krisis, siehe Penzler, „Fürst Bismarck nach seiner Entlassung“,
Bd. II, S. 202.
*“) „Berliner Lokal-Anzeiger“ Nr. 87 vom 21. Februar 1890.