Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Berlin, 26. März 1890. 
Unterredung mit dem Großherzog von Baden, 
betreffend den Besuch mit dem Kaiser.“ 
Großherzog: „Ich komme, um von Eurer Durchlaucht 
Abschied zu nehmen, und um Ihnen zu sagen, daß ich mich 
stets der Zeit, in welcher wir gemeinschaftlich für das Wohl 
Deutschlands gearbeitet haben, mit Dankbarkeit erinnern 
werde.“ 
Bismarck: „Ich danke Eurer kgl. Hoheit für den mir zu- 
gedachten Besuch. Verhehlen kann ich nicht, daß Sie an 
meiner Entlassung nicht ganz unbeteiligt sind. Sie waren pbei 
dem Kaiser Fürsprecher der Arbeiterschutzgesetzgebung, die zu 
meinem Bruche mit demselben geführt hat.“ 
Großherzog: „Ich muß dies bestreiten; es war eme 
preußische Angelegenheit (wohl die Aufhebung der kgl. Kabi- 
nettsordre vom Jahre 1852), die an diesem bedauernswerten 
Ereignis die Schuld trägt; und in preußische Angelegenheiten 
mische ich mich nicht ein.“ 
Hierauf fielen seitens Bismarcks Einwendungen, die den 
Großherzog zum Aufstehen und zu der Bemerkung veran- 
laßten: er könne sich das Gehörte nicht gefallen lassen, wolle 
*) Nach den Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu 
Hohenlohe. Bd. II, S. 467. Hohenlohe hatte die Erzählung von 
dem Großherzog. Nach diesem wäre Bismarck grob geworden 
und hätte dadurch das Aufstehen des Großherzogs veranlaßt. 
Dies ist entschieden falsch. Einem deutschen Fürsten gegenüber ist 
Biemarck niemals grob geworden. Die Fürsten sind eben durch 
ihren aus Schmeichlern gebildeten Umgang meistens so verwöhnt, 
daß sie schon in dem bloßen Widerspruch eine Unhöflichkeit er- 
blicken, die sich dann in ihren Augen bis zur Grobheit steigert, 
wenn die anderweitige Auffassung mit Gründen belegt wird, 
die sie nicht zu widerlegen vermögen. Daß Bismarck in den 
Tagen nach der Entlassung auf die Rolle, die der Großherzog in, 
respektive vor der Krisis gespielt hatte, nicht gut zu sprechen 
war, weiß ich aus dem Munde des ersteren.
	        
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