Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 65 — 
in Frieden von Bismarck scheiden und gehe mit dem Ruf, 
in den auch der Fürst einstimmen werde: „Es lebe der Kaiser 
und das Reich!“ 
Berlin, 27. März 1890. 
Unterredung mit dem Statthalter Fürsten Hohen- 
lohe-Schillingsfürst, betreffend die Gründe von 
Bismarcks Rücktritt; keine Rückkehr zu den Ge- 
schäften.“ 
Hohenlohe: „Das Ereignis (scil. Bismarcks Entlassung) 
ist mir sehr unerwartet gekommen.“ 
Bismarck: „Mir auch, denn vor drei Wochen habe ich 
noch nicht gedacht, daß es so endigen würde. Uebrigens mußte 
ich es erwarten, denn der Kaiser will nun einmal allein regieren“. 
Bismarck erwähnte dann die einzelnen Streitpunkte zwischen 
ihm und dem Kaiser, das Arbeiterschutzgesetz, das der Kaiser 
wolle, und das doch nur ein Arbeiterzwangsgesetz sei, und 
kam auf die Frage der Ministerpräsidentschaft zu sprechen, 
indem er als unzulässig bezeichnete, daß jeder Minister für 
sich und ohne den Ministerrat oder den Präsidenten zu fragen, 
mit dem Kaiser verhandle. Gegen Verdy äußerte er Miß- 
trauen, und gegen die Minister war er gereizt, weil sie 
ihn im Stich gelassen hätten, weil sie mehr den Kaiser als 
ihn fürchteten. Dabei sei seine Autorität nicht zu erhalten 
gewesen. Auch den Großherzog von Baden nannte er unter 
seinen Gegnern. 
Hohenlohe: „Es ist wohl denkbar, daß der Kaiser Sie über 
kurz oder lang bitten wird, zurückzukommen.“ 
Bismarck: „Dafür würde ich danken; ich möchte die letzten 
drei Wochen nicht noch einmal durchmachen. Hier werden 
Sie mich nicht mehr wiedersehen; wenn Sie mich aber in 
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst, 
Bd. II, S. 465 f. 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band lll. 5
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.