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Er erschien, als die Hochrufe nicht enden wollten am Fenster.
Als ein zur Gewehrfabrik in Spandau kommandierter Offizier
des 2. Jäger--Bataillons dem Salonwagen sich näherte, äußerte
der Fürst, indem er demselben die Hand reichte, lebhaft seine
Freude, die Uniform, die er in früherer Zeit selbst getragen,
noch einmal zu sehen.
Ludwigslust, 29. März 1890.
Gespräche auf der Durchfahrt.“)
Es war gegen halb 9 Uhr abends, als der Zug, welcher
Bismarck brachte, in den Bahnhof einlief. Auf das GEe-
rücht: Bismarck ist da! lief die zahlreich versammelte Menge
sofort über das erste Geleise auf den Waggon desselben zu.
Dieser fragte: „Wo bin ich denn eigentlich?" „In Lud-
wigslust in Mecklenburg, Durchlaucht.“ — „Kinder, setzt die
Mützen doch auf, es wird schon etwas kühler; es war heute
ein herrlicher Tag. Was macht wohl die Großherzogin-
Mutter?“ — „Sie ist in Meran, es geht ihr gut.“ — „Das
ist noch eine meiner Gönnerinnen, aber die sterben ja jetzt
alle weg. Wie es wohl dem Großherzog gehen mag?“. —
„Der ist jetzt in Cannes und hat eine schwere Krankheit durch-
gemacht“. — „Gott gebe, daß er Euch noch lange erhalten
bleibe! Das ist ein sehr wohlwollender Herr. Ich kenne
ihn seit 1870, im Feldzuge haben wir zusammen auf harten
Betten gelegen. Er hat mich auch in Friedrichsruh einmal
besucht. Es ist für Mecklenburg sehr wichtig, daß er noch
recht lange erhalten bleibt. Gott wolle ihn wieder von seiner
Krankheit aufrichten!“
Friedrichsruh, 22. Mai bis 28. Juni 1890.
Gast: Bismarcks Jugendfreund Graf Alerander Keyser-
ling. Dieser hatte eines Tages, als die Unterredung eine
*) Nach dem „Ludwigsluster Wochenblatt“.