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zwei Tagen bei meinem Fortgang aus Berlin in überwäl-
tigender Weise erfahren, daß ich sogar in dem unzufriedenen
Berlin eine große Anzahl von Freunden habe. Nun empfange
ich noch den Beweis, daß auch in Hamburg ihre Zahl nicht
gering ist. Ich statte Ihnen meinen aufrichtigen Dank ab
für die mir heute erwiesenen Ehren. Es ist ein beruhigendes
Gefühl für mich, der ich in der Nähe der alten Hansastadt
mein Quartier aufgeschlagen habe, um hier in Ruhe meine
Tage zu beschließen, so treue und liebe Nachbarn zu haben.
Nun wollen wir auch eine gute Nachbarschaft halten.“
Nach der Begrüßungsrede des Dr. Nolte: „Ich bin nun
schon so lange Ehrenbürger Hamburgs, und noch immer ist
es mir nicht vergönnt gewesen, der lieben Stadt meinen Be-
such zu machen, um versönlich für die mir von ihr erwiesene
Ehre meinen Dank abzustatten. Ich behalte es mir aber
jetzt vor, wo ich Muße habe, alsbald das Versäumte nach-
zuholen.“
IZu dem Großkaufmann Woermann: „Wir haben schon
tapfer manches Jahr zusammen gearbeitet. Ich trete jetzt
von der Bühne ab und sehe mir die Sache von der Loge
aus an. Sie aber sind noch jung; Sie kommen so billig nicht
davon!“
Nachdem der Fackelzug vorüber: „Nunmehr bitte ich aber,
mich beurlauben zu dürfen. Ich bin ein alter Mann und
habe schon lange nicht mehr so lange gestanden, wie ich es
heute mit Vergnügen getan. Ich will jetzt zur Ruhe gehen
und hoffe nach der Freude diese Nacht sehr gut zu schlafen.
Ich nehme jetzt Abschied von Ihnen, meine Herren, hoffe
aber, daß es nicht ein Abschied für immer ist. Für heute
schließe ich mit dem plattdeutschen Wort, das gewiß wahr
ist: „So veel Hurrah het Friedrichsruh sin Dag nich hört!“
In der später folgenden zwanglosen Unterhaltung mit
Adolf Woermann und den Abgeordneten des Komitees des
Reichstagswahlvereines: