Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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herzlich die Hand. Auch beauftragte er sie, allen Teilnehmern 
am Fackelzuge nochmals seinen herzlichen Dank zu sagen.) 
Friedrichsruh, 16. April 1890. 
Unterredung mit der Deputation des Zentral- 
verbandes der deutschen Industriellen.“ 
*) Beim Geburtstag Bismarcks konzertierten die Ratzeburger 
Jäger und die Musikkapellen des 76. Infanterieregimentes aus 
Hamburg, sowie die 31er aus Altona. Er hatte persönlich An- 
ordnung getroffen, daß die Leute gut gespeist wurden und daß 
auch die immer durstigen Musikantenkehlen nicht leer ausgingen. 
Mittags erschien er unter den Kapellen im Park und flugs wurden 
auf seinen Befehl jedem Mann zwei Flaschen Wein überreicht. 
„Eßt und trinkt nur tüchtig, Kinder. Es ist ja so viel in meinem 
(Keller, daß ich in dieser Einsamkeit doch nicht alles vertilgen 
kann!“ Die Soldaten ließen sich das nicht zweimal sagen; jeder 
von ihnen nahm ein oder auch zwei Flaschen Wein unter den 
Arm und so zogen sie durch den Ort Friedrichsruh, in dem sie 
den Kanzler hoch leben lieben. („Berliner Lokalanzeiger“ Nr. 173 
vom 15. April 1890.) 
“) Ein authentischer Wortlaut liegt nicht vor. Nach der 
„Freisinnigen Zeitung“ vom 23. April 1890 bemerkte Bis- 
marck auf die Aeußerungen des Bedauerns darüber, daß er seinen 
Abschied genommen habe: „Ich habe meinen Abschied erhalten und 
wäre sehr gern im Amt geblieben, wenn der Kaiser es gewollt 
hätte.“ Bismarck nahm weiterhin Veranlassung, sich über di- 
Undankbarkeit der Menschen zu beklagen. Er halte sich zu dem 
Glauben berechtigt, daß ein Minister (Boetticher), der ihm sein 
ganzes Emporkommen zu verdanken habe, in Verbindung mit Hof- 
beamten gegen ihn gewirkt und den Kaiser gegen ihn aufzubringen 
gesucht habe. Um dlies zu verhindern. habe er die alte Kabi- 
nettsordre von 1852 hervorgesucht, welche den Verkehr der ein- 
zelnen Minister und der Krone unter die Kontrolle des Minister- 
präsidenten stellt. Der Kaiser habe ihm seine Konferenz mit dem 
Abgeordneten Windthorst zum Vorwurf gemacht; er aber müsse 
es als das Recht des Kanzlers betrachten, mit jedem „Reichs- 
boten“ selbständig zu verkehren. Jetzt glaube er allerdings, daß 
ihm mit dieser Konferenz eine Falle gestellt sei. Windthorst habe
	        
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