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passieren, ohne mir ihre Aufwartung zu machen, als sie mir
in den Straßen Berlins begegnet wären, ohne mich zu grüßen.
Aber ich konnte ja nichts anderes erwarten, denn Hunde
folgen stets dem, der sie füttert.“
Bismarck geleitete seinen Gast nach Beendigung seimer
Toilette zu einer hinter dem Wohnhause gelegenen Veranda,
wo beide Platz nahmen. Professor Schweninger gesellte sich
ihnen hinzu, ebenso Dr. Chrysander, die Fürstin und die
Gräfin Rantzau, nebst ihren Kindern. Als. Bismarck die Gicht-
bildungen an seines Gastes Händen wahrnahm, sagte er:
„Wie ich sehe, leiden Sie an Gicht. Wie lange plagt Sie.,
dieselbe schon?“ Als Villard erwiderte, daß er seit 20 Jahren
daran laboriere, deutete Biomarck auf Schweninger: „Das
ist der Mann, der Ihnen helfen kann. Nur ihm habe ich
es zu verdanken, daß ich nicht schon längst in den Ruhestand
getreten bin. Vielleicht wäre es allerdings besser gewesen,
hätte ich es getan. Alle anderen Professoren der Medizin
haben ihre Kunst an mir versucht, ohne mir eine Lmderung
zu verschaffen. Er allein half und machte mir das Leben
erträglich. Ich kann Ihnen nur raten, es einmal mit ihm
zu versuchen, wenn er auch ein Tyrann ist und unbedingten
Gehorsam verlangt. Es wurde mir schwer, meine Lebens-
weise zu ändern, aber er zwang mich dazu. Ich darf jetzt
nur das essen und trinken, was er für gut hält. Sehen Sie
nur, wie gutmütig er aussieht! Aber ich sage Ihnen, er
kann so grob werden wie ein Altbayer, und von Altbayern
stammt er auch ab.“ ·
Bismarck erkundigte sich dann nach Villards Jugend-
jahren in Deutschland, fragte, wie lange er schon in den
Vereinigten Staaten lebe, und ließ sich dann von seiner Kar-
riere in Amerika erzählen. Er wünschte zu wissen, wieviele
Meilen Eisenbahn Villard gebaut hatte, wieviel Zeit diese
Bahnbauten in Anspruch genommen, wie viele Dampfschiffe
unter seiner Kontrolle gewesen, wieviel Arbeiter er beschäftigt
habe, wobei er sich höchst verwundert zeigte, zu hören, daß