Schlacht von Chotusitz. 523
zusammen kam. Erst hier vernahm man, wie nahe man den Feind
hatte, und zwar nicht in Dörfern zerstreut, sondern in einem einzigen
Lager zusammen; entschloff sen, ihn. daselbst aufzusuchen, war man doch
noch bis gegen 7 Uhr beschäftigt, ehe man zum Angriff schreiten
konnte.
Noch waren die Preußen in ihrem Lager ohne alle Ahnung hie-
von; weder Kundschafter noch Ueberläufer hatten etwas Zuverlässiges
gemeldet; ein Rittmeister, auf einer Höhe aufgestellt, mit ausdrück-
lichem Befehl, keinen unnützen Lärm zu machen, wenn er blos Hu-
saren sähe, unterschied endlich die Bewegungen eines förmlichen Heer-
haufens: Prinz Leopold, der eben den Posten besichtigte, überzeugte sich
selbst und eilte zurück, um das Heer in Schlachtordnung zu stellen.
Er wählte dazu jene Niederungen zu beiden Seiten von Chotu-
sitz, dessen Kirchthurm zum Richtpunkt der Aufstellung für die Linie
des ersten Treffens?) dienen sollte. Von dem Dorfe, dessen vorwärts
gelegene Hecken und Zäune mit besonderer Sorgfalt besetzt wurden,
dehnte sich der rechte Flügel nach den Teichen von Cirkwitz, der linke
nach dem Park von Sehusitsch hin aus. Indem man sich in Ord-
nung stellte, erschien der König, der mit dem frühesten Morgen auf-
gebrochen, gerade in der rechten Stunde. Seine Bataillone nahmen
den ihnen vorbehaltenen Platz, hauptsächlich in dem zweiten Treffen
auf dem rechten Flügel ein2).
Die Oesterreicher, durch das Ueberschreiten eines Baches noch eine
Weile aufgehalten, rückten in derselben Zeit ebenfalls heran.
Die Oesterreicher zählten 38, die Preußen 30 Bataillone; jene
92, diese 70 Schwadronen 2). Nach dem alten Herkommen war das
eine wie das andere dieser Heere noch in zwei Treffen aufgestellt und
die Reiterei auf beiden Flanken geschaart.
Der Schlacht, zu der man sich anschickte, kommt an und für sich
nicht die Bedeutung der Mollwitzischen zu. Oesterreich hatte in diesem
Augenblicke nicht die Wiedereroberung von Schlesien und der König
eben so wenig eine Eroberung von Böhmen im Sinn. Wurde der
1) point d'alignement, deun technische Ausdrücke dieser Art muß man
wohl umschreiben.
2) Vgl. über die Zahlen Malinowski und Bonin III, 601; in den hand-
schriftlichen Nachrichten finden sich manche Abweichungen.
3) Aeltere Redaction der Memoiren: Ma cavalleric se mit en second
ligne derrière ceux que Ccommandoit Mr. de Bodenburg, ct mon infanterie
se mit en partie dans le flanc droit de la première ligne et en partie
dans la seconde.