Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

600 Analekten. 
„Königlich-schwedischen in Deutschland geführten Krieges erster und zweiter Theil“, 
soweit diese reichen: Pufendorf hat einige Zusätze, die aber mehr aus den Ge- 
sichtspunkten der späteren Politik herrühren, als daß sie urkundlichen Werth. 
hätten. Dagegen fehlen bei den Verhandlungen zwischen den streitenden Par- 
teien, sowie in den Erzöhlungen, nicht selten die wichtigsten und eigentlich er- 
klärenden Umstände. 
Soweit nun als die beiden Bände von Chemnitz gedruckt vorliegen, wäre 
für das Bedürfniß der Forschung wohl gesorgt. Man kann von Pufendorf 
allezeit auf das Original zurückgreifen. Für die spätere Zeit aber, zwölf in- 
haltsvolle und für die deutsche Geschichte entscheidende Jahre fehlte bisher diese 
Quelle. Die eingehende Forschung hat diesen Mangel immer aufs Schmerz-= 
lichste empfunden. Ich selbst habe einst darüber in der Königlichen Akademie 
der Wissenschaften das Wort genommen. Pufendorf sagt einmal, daß Chemnitz 
die Geschichte des Krieges bis zum Ausgang desselben behandelt habe, bellum 
Germanicum a principio (d. i. von Anfang der schwedischen Theilnahme an 
demselben) usque ad finem contexruit; er hat in dem schwedischen Archiv 
auch die nicht durch den Druck bekannt gemachten Theile benutzt. Anderweit 
fand ich die Notiz, daß das Werk aus verschiedenen Theilen bestehe; auch ver- 
nahm ich durch einen jungen Gelehrten, der nach Schweden reiste, daß zwar 
nicht das ganze Werk, aber noch sehr ansehnliche Stücke desselben in Slockholm 
vorhanden wären. Hierauf gestützt, sprach ich im Jahre 1852 den Wunsch aus, 
daß etwas geschehen möchte, um die noch ungedruckten Theile von Chemnitz 
der deutschen Forschung zugünglich zu machen, wöre es auch nur durch Be- 
sorgung einer genauen Abschrift, die dann in der königlichen Bibliothek zum 
Gebrauch für die Historiker niederzulegen wäre. 
Eben damals aber war man bereits in Stockholm mit der Durchforschung 
der Chemnivischen Manuscripte und ihrem Abdruck beschäftigt. Der vierte 
Theil, der von 1612 —406 reichte, hat sich großentheils in der eigenen Hand- 
schrift des Verfassers vorgefunden. Von dem dritten Theile, der die Jahre 
1636—41 in sechs Büchern umfaßte, ist nur das erste Buch wieder aufgefun. 
den worden, welches die zweite Hälfte des Jahres 1636 behandelt; und zwar 
in zwei verschiedenen Handschriften, von denen die eine, ohne Zweifel älterc, 
in Stockholm, die andere, hie und da verbesserte, in Hannover aufbewahrt 
wurde. Eine Abschrift der letzteren, die schon um die Mitte des 18. Jahr- 
hunderts gemacht worden ist, liegt bei dem neuen Abdruck zu Grunde. Noch 
immer ist die Frage nicht erledigt, ob nicht Chemnitz auch die späteren Kriegs- 
ereignisse bis zum Friedensschluß geschildert hat, wie wenigstens einc oder dier 
andere Notiz versichert. Das kann uns aber nicht hindern, der schwedischen 
Regierung unsern Dank dafür darzubringen, daß sie die historische Wissenschaft 
durch den sorgsältigen Abdruck dessen, was sich in ihrem Besic befand, be- 
reichert hat. Die Frage, die sich mir auf meinem Wege darbot, war nun. 
wie sich Pufendorfs Darstellung, auf die man bisher allein angewiesen war, 
zu den folgenden, nunmehr veröffentlichten Abschnitten des Werkes von Chem- 
nitz verhält. Ich suchte zuerst bei dem Jahre 1636 nach dem Einfall, welchen 
Wrangel nach der Eroberung von Garz in der Mittelmark vornahm. Pu- 
fendorf S. 263 erzählt, Wrangel habe dabei gehofft. den Kurfürsten Georg 
MWilhelm entweder wieder auf die schwedische Seite zu ziehen oder ihn
	        
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