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„Königlich-schwedischen in Deutschland geführten Krieges erster und zweiter Theil“,
soweit diese reichen: Pufendorf hat einige Zusätze, die aber mehr aus den Ge-
sichtspunkten der späteren Politik herrühren, als daß sie urkundlichen Werth.
hätten. Dagegen fehlen bei den Verhandlungen zwischen den streitenden Par-
teien, sowie in den Erzöhlungen, nicht selten die wichtigsten und eigentlich er-
klärenden Umstände.
Soweit nun als die beiden Bände von Chemnitz gedruckt vorliegen, wäre
für das Bedürfniß der Forschung wohl gesorgt. Man kann von Pufendorf
allezeit auf das Original zurückgreifen. Für die spätere Zeit aber, zwölf in-
haltsvolle und für die deutsche Geschichte entscheidende Jahre fehlte bisher diese
Quelle. Die eingehende Forschung hat diesen Mangel immer aufs Schmerz-=
lichste empfunden. Ich selbst habe einst darüber in der Königlichen Akademie
der Wissenschaften das Wort genommen. Pufendorf sagt einmal, daß Chemnitz
die Geschichte des Krieges bis zum Ausgang desselben behandelt habe, bellum
Germanicum a principio (d. i. von Anfang der schwedischen Theilnahme an
demselben) usque ad finem contexruit; er hat in dem schwedischen Archiv
auch die nicht durch den Druck bekannt gemachten Theile benutzt. Anderweit
fand ich die Notiz, daß das Werk aus verschiedenen Theilen bestehe; auch ver-
nahm ich durch einen jungen Gelehrten, der nach Schweden reiste, daß zwar
nicht das ganze Werk, aber noch sehr ansehnliche Stücke desselben in Slockholm
vorhanden wären. Hierauf gestützt, sprach ich im Jahre 1852 den Wunsch aus,
daß etwas geschehen möchte, um die noch ungedruckten Theile von Chemnitz
der deutschen Forschung zugünglich zu machen, wöre es auch nur durch Be-
sorgung einer genauen Abschrift, die dann in der königlichen Bibliothek zum
Gebrauch für die Historiker niederzulegen wäre.
Eben damals aber war man bereits in Stockholm mit der Durchforschung
der Chemnivischen Manuscripte und ihrem Abdruck beschäftigt. Der vierte
Theil, der von 1612 —406 reichte, hat sich großentheils in der eigenen Hand-
schrift des Verfassers vorgefunden. Von dem dritten Theile, der die Jahre
1636—41 in sechs Büchern umfaßte, ist nur das erste Buch wieder aufgefun.
den worden, welches die zweite Hälfte des Jahres 1636 behandelt; und zwar
in zwei verschiedenen Handschriften, von denen die eine, ohne Zweifel älterc,
in Stockholm, die andere, hie und da verbesserte, in Hannover aufbewahrt
wurde. Eine Abschrift der letzteren, die schon um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts gemacht worden ist, liegt bei dem neuen Abdruck zu Grunde. Noch
immer ist die Frage nicht erledigt, ob nicht Chemnitz auch die späteren Kriegs-
ereignisse bis zum Friedensschluß geschildert hat, wie wenigstens einc oder dier
andere Notiz versichert. Das kann uns aber nicht hindern, der schwedischen
Regierung unsern Dank dafür darzubringen, daß sie die historische Wissenschaft
durch den sorgsältigen Abdruck dessen, was sich in ihrem Besic befand, be-
reichert hat. Die Frage, die sich mir auf meinem Wege darbot, war nun.
wie sich Pufendorfs Darstellung, auf die man bisher allein angewiesen war,
zu den folgenden, nunmehr veröffentlichten Abschnitten des Werkes von Chem-
nitz verhält. Ich suchte zuerst bei dem Jahre 1636 nach dem Einfall, welchen
Wrangel nach der Eroberung von Garz in der Mittelmark vornahm. Pu-
fendorf S. 263 erzählt, Wrangel habe dabei gehofft. den Kurfürsten Georg
MWilhelm entweder wieder auf die schwedische Seite zu ziehen oder ihn