Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

602 Analekten. 
Besonders begierig war ich dann weiter, das Verhältniß der beiden Au- 
toren in Bezug auf die Gesandtschaft des Kurfürsten Friedrich Wilhelm im 
Jahre 1642, von der man annimmt, daß er durch sie der jungen Königin von 
Schweden seine Hand angeboten habe, kennen zu lernen. Pufendorf folgt da- 
bei nicht allein dem Texte seines Originals; er Übersetzt denselben ganz eigent- 
lich, während er gewöhnlich nur einen Auszug daraus macht. 
Pufendorf XIV, §.47, S. 493 A. Ea legatio totius prope christiani 
orbis animos advertebat, qucd super connubio inter Reginam Sueciae 
t Electorem actum iri ubique crederetur. Equidem legati illi palam 
id tantum jactabant, super Regina Matre ejusque dotalitio et tractatu 
induciarum nondum completo a se actum iri. Enimvero nemini prudenti 
persuadebatur, tam modici negoti# causa vergente in auctumnum anno 
missum Goetzium Concilii secretioris caput, virum senio debilem. 
Chemnitz B. I1V, Th. 2, cap. XXXVI, S. 103. A. In Schweden waren 
der Chur-Brandenburgische Kantzler Sigismund von Goete und geheime Rath 
von Leuchtmar, in Gesandtschaft ihres Churfürsten und Herrn.... Die 
Chur-Brandenburgische ließen sich anders nicht vermercken. Als das es blos 
umb die Königliche Frau Wittib und dero leib Gedinge, dan umb die, auch 
nicht völlig zu ende gebrachte, Stillstands-Handlung zu thun were. Allein da 
man einen so alten unvermögenen Man, und von solcher Qualität, wie Kantz- 
ler Götze, so itzt der vornembste. 
So geht das fort bis zu den Worten 8. 49. S. 494. A. super connubio 
Reginac cum Electoris legati privatis tantum sermonibus procerum ani- 
mos tentabant. 
Chemnitz S. 104. Zwar mag wol bey einem und anderen der vor- 
nembsten Herrn einiger anwurff oder weitläufftige sondirung vorgegangen 
sein; von rechter feyerlicher anwerbung findet sich kein glaubwürdige schrifft- 
liche nachricht. 
Hierauf solgen Bemerkungen Pufendorfs, von denen bei Chemnitz keine 
Spur ist, allgemein politischer Natur. Nach denselben aber tritt das abge- 
brochene Excerpt wieder ein. 
Chemnitz S. 104. A. Aus dero (der Königin) abwesenheit und andern 
umbständen dieselbige, als kluge, den Sachen tieff-nachsinnende Leute, vielleicht 
gemuthmaßet, das es den Schweden nicht so gros darumb zu thun. 
Pufendorf S. 494. E cuius absentias et aliis indicüs homines profunda 
Prudentia judicabant, Succis id matrimonium non pariter cordi esse. 
Was enthalten nun die Einschaltungen Pusendorfs? Vornehmlich die 
Erinnerung an den Plan Gustav Adolfs, seine Tochter mit dem Kurprinzen 
zu vermählen; er erwähnt die Schwierigkeit, welche die Verschiedenheit der 
Confessionen der Verbindung in den Weg legte, endlich die Versicherung, daß 
der Kanzler Oxenstierna dem Project entgegen gewesen sei; vornehmlich, weil 
der junge Kurfürst von selbständiger Gemüthsart sei und sich um Schweden 
wenig bekümmern werde. Alles gute und naheliegende Bemerkungen, denen 
aber schwerlich eine archivalische Information zu Grunde lag. In der Geschichte 
Friedrich Wilhelms, des großen Kurfürsten selbst, kommt Pufendorf nochmals 
auf diese Sache zu sprechen; er nennt die schwedischen Großen, denen die Er- 
öffnung indirect (oblique) gemacht worden sei. Die Bemerkung, daß Axel
	        
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