Annäherung Friedrich's an Frankreich. 95
war mit Leib und Seele Soldat. In Bezug auf den Dienst im
Frieden sagt er einmal, er sehe vollkommen den Werth und die Noth-
wendigkeit unablässiger Uebung ein, mit dem Mittelmäßigen werde
er sich nicht begnügen, sondern nach einem entschiedenen Rufe streben.
Um so weniger ließ er es im Felde an sich fehlen: bei Chotusitz hat
er neben Buddenbrock die preußische Reiterei bei ihrem ersten glück-
lichen Vordringen angeführt. Daß er dabei verwundet wurde, stei-
gerte die Theilnahme des Königs für ihn; Rothenburg dagegen sagt,
er habe kein anderes Ziel im Leben, als dem König zu gefallen und
zu dienen.
Diesen militärischen Ambassadeur nun wählte sich Friedrich, um
Eröffnungen in Frankreich zu machen. Eine Instruction, die ihm ge-
geben worden wäre, ist nicht vorhanden: Nothenburg ist durch den
täglichen Umgang des Königs über seine Gesichtspunkte unterrichtet.
So eben war Seckendorf in Berlin gewesen, und mit dessen Theil-
nahme waren einige Entwürfe vorläufiger Natur gemacht worden;
ich finde nicht, daß Rothenburg etwas anderes mit hatte, als Papiere
dieser Art. Ungefähr am 21. Februar 1744 muß er von Berlin
abgesertigt worden sein; sein Reisegeld empfing er nicht aus der Le-
gationscasse, sondern aus den Cabinetsgeldern, welche Eichel ver-
waltete.
Die Schwierigkeiten, auf die Rothenburg stieß, waren nicht die
gewöhnlichen, welche aus der Verschiedenheit der Interessen zweier
Staaten hervorgehen, sondern sie bezogen sich auf jenen Widerstreit
der Ansichten, die den König von Frankreich noch umgaben.
Wenn man die Berichte ansieht, welche Rothenburg von Paris
einschickte, so findet man darin einen mertwürdigen Widerspruch. An-
fangs schien ihm besser, sich an die mit der Verwaltung wirklich be-
auftragten Minister zu wenden; er machte ihnen allen Eröffnungen,
dem Generalcortroleur wie dem Marineminister, nicht minder Amelot.
Sie waren darin einstimmig, daß eine Verbindung zwischen Frank-
reich und Preußen wünschenswerth sei; über die Bedingungen einer
solchen aber schien es um so schwerer sich zu vereinigen, da Friedrich
nachträglich noch mit neuen auftrat. Hierauf schloß sich Rothenburg
den Gegnern dieser Minister an, dem Herzog von Noailles, mit dem
er in verwandtschaftlichem Verhältniß stand, dem Marschall Belleisle,
der seit dem Mißlingen der Feldzüge in Deutschland nicht wieder in
Gnade gekommen, aber den stillen Einfluß eines talentvollen und in
seinen Meinungen folgerechten Rathgebers ausübte, dem Cardinal
Tencin und besonders dem Herzog von Richelieu, der die Gunst des