Ausbruch des Krieges. 109
in der Mitte des August an der Spitze seines Heeres ins Feld rücken
und gegen Ende des nämlichen Monats vor Prag stehen werde.
Er versprach das jedoch nicht, ohne den Dienst bemerklich zu
machen, den er dadurch leiste, das Recht auf Vergeltung, das er sich
erwerbe, und ohne seine beiden vornehmsten Forderungen zu wieder-
holen, daß die kaiserlichen und französischen Truppen nach Baiern
vorgehen und ein französisches Corps Hannover bedrohen solle: ohne
dies sei die ganze Sache verloren. In Erinnerung an die früheren
Unfälle erlaubte er sich auch einige Ermahnungen beizufügen. Die
vornehmste Ursache derselben sah er darin, daß man an den Grenzen
eines feindlichen Landes vertheidigend habe zu Werke gehen wollen.
Die Offensive aber sei allezeit besser, selbst wenn man weniger stark
sei; oftmals setze die Verwegenheit den Feind in Erstaunen und ver-
schaffe den Vortheil. Durch kühne Angriffe sei von den großen fran-
zösischen Generalen des vorigen Jahrhunderts, von Conde an, ein
Ruhm errungen worden, erhaben über Zeit und Mißgunst 1). Halte
sich Frankreich diesmal gut, so könne der Krieg im nächsten Jahre
zu Ende geführt werden: „aber keinen Augenblick der Unthätigkeit
darf es geben; in unsern Operationen muß Alles Nerv sein“?).
So standen die Sachen in Deutschland, daß das Vordringen der
einen der beiden deutschen Kriegsmächte in den dem Reich einst ent-
rissenen Landschaften der anderen als eine eigene Gefahr erschien.
Friedrich wollte einen Feind, von dem er Alles fürchtete, nicht noch
gewaltiger werden sehen, noch auch Anlaß geben, daß Frankreich, um
sich desselben zu entledigen, einen plötzlichen Frieden schließe. Der
Augenblick schien ihm gekommen, den ihm widerwärtigen Fortgang
des österreichischen und englischen Glückes aufzuhalten, den Dingen
eine andere Wendung zu geben, allen Gefahren mit Einem Schlage
ein Ende zu machen. Den Rath, den er Andern ertheilte, zu einem
resoluten Angriff zu schreiten, war er entschlossen, durch sein eigenes
Beispiel zu bekräftigen.
Nachdem den Osffizieren Anfang August noch besondere In-
structionen Über die Führung und Erhaltung der Truppen, worin
die Erfahrungen des letzten Krieges zu Regeln verarbeitet waren,
ausgetheilt worden, verließen die verschiedenen Regimenter ihre Stand-
qduartiere; in drei Colonnen gingen sie unter Anführung des Königs
1) Mémoires de Noailles. Petitot LXXIII, 370.
2) „II fant, que tout soit nerf dans nDos opérations, et qw#'il n#’y ait.
aucun moment vide et d’inaction.“