Ausbruch des Krieges. 111
dem Kaiser darüber eine Berechnung beizubringen. Der Herzog von
Weißenfels, der einige Anstalten traf, um. wenigstens die Hauptstadt
vor einem Ueberfall zu sichern, zeigte sich doch übrigens sogar höflich
und zuvorkommend. Und auch die preußischen Truppen hielten so
gute Mannsgucht, daß der kaiserliche Gesandte in Dresden dem König
das Compliment machte, sie seien durch Sachsen gegangen wie die
Capuziner, nur mit dem Unterschiede, daß die Mönche Alles umsonst
bekämen, von seiner Armee aller Alles bezahlt worden sei.
Auch die Schwierigkeiten, auf die man bei dem Einrücken in
Böhmen stieß, waren von geringer Bedeutung; eine Verdämmung der
Elbe, um die Fahrt der mit der preußischen Artillerie beladenen
Kähne zu hindern, war bald weggeräumt worden; ohne Verzug ward
das Bergschloß genommen, von wo man diese Vorkehrung hatte treffen
wollen. Von dem ersten Zusammenstoßen mit österreichischen Husaren
brachte Ziethen, dem es 2 Todte und einige Blessirte gekostet, 40 Ge-
fangene und 50 erbeutete Pferde ins Lager; man schmeichelte sich,
auch bei den Einwohnern, von denen ein großer Theil für den Kaiser
gestimmt sei, keinen ernstlichen Widerspruch zu finden.
Noch in Potsdam hatte sich der König berechnet, an welchem
Tage die österreichische Armee von seinem Vorhaben unterrichtet sein,
den Rückzug vom Rhein her antreten, wann sie in Böhmen ihm gegen-
über erscheinen könne. „Wir dürfen“, sagt er, „mit Prag nicht zau-
dern, ein Anfall mit allen Kräften wird nöthig sein, um es sogleich
zu nehmen und uns den Rücken frei zu machen.“ Er wäre geneigt
gewesen, wie er an Schwerin schreibt, wenn es nicht zu stark besetzt
sei und der Feldmarschall damit übereinstimme, die Stadt „mit stür-
mender Hand am hellen Tage an acht Orten zu attaquiren“.
Der Marsch der Truppen ward, so viel möglich, beschleunigt:
schon am 1. September langte Schwerin vor Prag an. Er nahm,
in Begleitung Walrabes, die Befestigungen sofort in Augenschein.
Sie zeigten sich doch in besserem Zustande, als daß man die
Stadt durch einen raschen Handstreich hätte erobern können. Die
Besatzung war durch einige regelmäßige Bataillone und durch 9000
Mann der seit dem letzten Frieden neu eingerichteten Landmiliz ver-
stärkt worden; eine Schaar tapferer Grenzer war zugegen und for-
derte nur, daß ein und das andere Bollwerk ihr allein anvertraut
würde, welches sie bis auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen
versprach; bei anderthalbhundert Feuerschlünde bedeckten die Wälle:
auch einige Außenwerke, namentlich am Ziskaberge, waren in ziem-