Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

112 Elftes Buch. Ersies Capitel. 
lichen Stand gebracht, der Commandant, Graf Harsch, entschlossen, 
einen ernstlichen Angriff zu erwarten. 
Am 2. und 3. versammelte sich die preußische Armee, 80000 
Mann stark, auf dem Weißenberge vor Prag. Die unter Bathiany 
in Böhmen aufgestellten österreichischen Truppen waren bei weitem 
zu schwach, sich mit ihr zu messen — selbst einige allzu keck gegen 
Beraun vorgeschickte preußische Bataillone wurden von den Oester- 
reichern nicht überwältigt — ); nachdem das erforderliche Geschütz 
angekommen, schritten die Preußen am 10. September, zur Eröffnung 
der Laufgräben. Der König war den ganzen Tag mit Recognoscirung 
des Platzes und Anordnung des Angriffes beschäftigt, und in der 
heitersten Stimmung. Nachdem die österreichischen Geschütze ein paar 
Tage besonders nach der Gegend gefeuert hatten, wo das Quartier 
des Königs lag, schickte der Commandant einen Trompeter, um sich 
zu erkundigen, wo dies eigentlich sei, denn er habe Befehl, seine 
Kanonen nicht dabin zu richten; Friedrich antwortete, sein Quartier 
sei im ganzen Lager allenthalben. — Ich finde wirklich einer persön- 
lichen Gefahr erwähnt, die er hiebei bestanden hat. 
Am 12. September sollte Schwerin jene Befestigungen auf dem 
Ziskaberg stürmen. Der König begab sich nach einer seiner Batterien, 
wo er einiges anzuordnen baben mochte und von wo man zugleich 
den Sturm gut mit ansehen konnte. Seine Brüder, mehrere andere 
Prinzen und einige hohe Offiziere begleiteten ihn. Er warnte sie 
wohl, nicht auf einem Haufen zu stehen, um nicht die Aufmertsamkeit 
des Feindes auf sich zu ziehen, aber darauf ward nicht viel Rücksicht 
genommen; als der König zu seinem Fernrohr griff, wandten sich 
alle nach derselben Stelle hin, um zu sehen, was vorgehe: in diesem 
Augenblick fuhr eine Kanonenkugel aus der Festung unter sie, die 
dem Markgrafen Friedrich Wilhelm, unmittelbar neben dem König, 
1) Die mancherlei Berichte Über die Affoire bei Beroun vermehren wir 
noch mit folgender Notiz aus einem Briefe von Eichel, der sie vom König 
hatte: „Wie Hake (mit 3 Bat. Inf. und 2 Grenadierb.) ankommt, hält sich 
das feindliche Corps in dem dortigen sehr häufig befindlichen unpracticabeln, 
doch sehr difficilen Gebirge ganz stille, als aber vermeldete Bataillone in sehr 
enge Deftlees kommen, werden solche mit der größten Furie von allen Seiten 
attaquiret, wobei insonderheit die feindliche Cavallerie zwei ganz furiose 
Attaquen gethan, bei allen diesen difficilen Umständen aber von unseren Ba- 
taillonen dergestalt empfangen worden, daß es nicht möglich gewesen, solche 
zu rompiren, sondern die feindliche Cavallerie genSthigt worden, mit Hint- 
ansetzung bis an 500 Todten sich zu retiriren, nachdem die feindliche Artillerie 
sich vorher schon zurückgezogen.“
	        
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