126 Elftes Buch. Zweites Capitel.
Schule wohl eine kurze Zeit in brandenburgischen Diensten ), dann
aber hauptsächlich unter Guido von Starhemberg gemacht; einer von
jenen gediegenen einfachen Männern, die ohne viel Geräusch das
Größte vollbringen. Er verstand es, den Soldaten zu schonen und
doch den Feind zurückzuschlagen; selbst durch die dringendsten Befehle
ließ er sich nicht weiter treiben als er für gut hielt. Auch jetzt riß
ihn die allgemeine Aufregung der Gemüther nicht mit sich fort. Die
Beschaffenheit des Bodens, welche den König von Preußen an einem
Angriff verhindert hatte, machte es auch unthunlich, so rasch und ge-
ordnet, als es nöthig gewesen wäre, gegen ihn hervorzubrechen. Traun
erklärte, welcher Theil den andern hier angreife, der müsse geschlagen
werden 2).
Und in Wahrheit gerieth der König schon dadurch in den em-
pfindlichsten Nachtheil, daß man ihm die Schlacht verweigerte; daß
die Oesterreicher mit ihm schlagen würden, war abermals eine Voraus-
setzung, die sich ihm nicht erfüllte.
Indem er, dieselbe suchend, in großer Eile heranzog, geriethen
die an entfernten Stellen gelassenen Besatzungen, von den Befehlen,
welche sie abrufen sollten, nicht erreicht, in die Unmöglichkeit, sich
gegen den Andrang der übrigen Feinde zu schützen: Budweis ward
von dem Oberst Trenk und seinen Panduren erstürmt; einem regel-
mäßigeren Angriff erlag Tabor. Die Stellung, die er bei Konopischt
eingenommen, zeigte sich unnütz, da der Feind nicht schlagen wollte,
und bald aus Mangel an Lebensmitteln unhaltbar: indem er weiter
zurückging, in der Absicht, eine Stellung, durch welche zugleich seine
Magazine und Prag gedeckt würden, vor der Elbe zu nehmen, kam
der geschickte Feind, den er sich gegenüber hatte, bei Kuttenberg zu-
vor. Friedrich mußte sein Hauptquartier an dem rechten Elbufer, zu
Bodhanetz, aufschlagen. Er stand jetzt hinter der Elbe, wie vor
kurzem an der Moldau, nicht mehr von Abend nach Morgen, son-
dern von Norden nach Süden gerichtet; ein ungeheueres Gebiet hatte
er verloren.
Es wird nicht zu viel gesagt sein, wenn man behauptet, daß
die große welthistorische Frage, ob Baiern, mit dem Kaiserthum be-
kleidet, in Böhmen regieren oder Oesterreich sich darin behaupten sollte,
ob der allgemeine Friede einst mehr in dem einen oder dem andern
1) Dreihaupt, Saalkreis II, 14, hat seinen Ramen unter den acht jungen
Grafen, die damals in Halle studirten; bei der Inauguration der Universität
trug er die von Friedrich I derselben verliehenen Privilegien.
2) Oesterr. milit. Zeitschrift 1824, I. S. 273.