Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Rückzug aus Böhmen. 127 
Sinne geschlossen werden würde, hiedurch im Grunde schon entschieden 
war. „Ew. Majestät sehen jetzt“, schrieb ihm damals Podewils, „daß 
es nicht so leicht ist, wie Sie geglaubt haben, das Haus Oesterreich 
zu erniedrigen und es auf die Stufe der Macht zurückzubringen, die 
man ihm bestimmen will“ 1). Zwischen dem König und seinen Mi- 
nistern herrschte ein Verhältniß gegenseitiger Wahrhaftigkeit, jenseit 
alles hofmännischen Wesens. Die Erfolge erweckten in dem Fürsten 
Anerkennung des gesunden und treffenden Verstandes dieses seines 
Gehülfen. Von Konopischt aus, und zwar noch vor dem letzten Ver- 
such, es zum Schlagen zu bringen, hatte er ihm zugestanden, daß er 
sehr gut über die Dinge urtheile. „Hätte er, der König, eine Ahnung 
von der Unzuverlässigkeit der Sachsen gehabt, so würde er ganz an- 
dere Maßregeln genommen haben'“ 2). Er hätte dann wahrscheinlich 
Eger besetzt, statt Budweis, und vor allem die Vereinigung zwischen 
Sachsen und Oesterreichern zu verhindern gesucht. Dahin war Fried- 
rich auch jetzt noch nicht gebracht, daß er alle Erwartungen von seiner 
Unternehmung aufgegeben hätte; er glaubte, sich gute Bedingungen 
ausmachen zu können, nicht allein die Anerkennung des Kaisers, dessen 
Wiederherstellung in seine Erblande, sondern auch eine weitere Aus- 
stattung desselben in Vorderösterreich, für sich aber, wie er sich aus- 
drückt, „als Schlüsselgeld von Prag“, die hohen Gebirge in Ober- 
schlesien, wenn er nur die Stellung behaupte, die er noch in Schlesien 
inne habe ?). Diese Umwandlung der allgemeinen Gesinnung und 
des nächsten Zweckes zeigte sich unter andern auch darin, daß der 
König in dem Hader, der zwischen dem Erbprinzen von Dessau und 
dem General Schwerin sich erhoben hatte, sich mehr zu dem ersteren 
hinneigte. Schwerin war krank: in einem seiner Briefe schreibt er, 
in einer Art von Agonie sei er nach Prag gekommen; aber er war 
auch nicht mehr vollkommen in Gnaden, er erzählt einmal selbst, er 
habe mißfallen. Der König sagte, es gebe keinen braveren Mann in 
der Welt, keinen, der zu kühnen und raschen Kriegsthaten geeigneter 
1) V. Maj. voit, quiil n’est pas aussi facile qu’elle a cru, d’abaisser 
la maison d’Autriche et de la reduire au point, qu’on S'iest proposé 
(10. Nov.). 
2) Vous juge: fort bien des choses. Si j’avois soupconné la perfidie 
des Sazons i aurois pris des mesures toutes différentes; üs sont cause 
duc je me suis approché de Prague pour m'sssurer la possession de 
cetto ville, qui est toujours le principal objet dans ce pais etc. 
3) Eichel, 12. Nov., an Podewils: Le roi soubaite ardemment de voir 
cet hiver la paix rétablie.
	        
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