Feldzug in Schlesien, im Frühjahr 1745. 157
ihnen bezahlte. Endlich versuchten Nadasdys Ungarn, mit einigem
Fußvolk verstärkt, einen ernstlichen Angriff auf Landshut. Sie trafen
hier auf Winterfeldt, der, wie er sagt, mit Vergnügen ihre Bekannt-
schaft machte, obwohl sie ihrer 6000 M. waren, er aber kaum über
dritthalbtausend gebot 1). Sieben Stunden lang hielt er ihre mannich-
faltigen und hartnäckigen Angriffe aus, mit eben so viel Gewandtheit
wie Tapferkeit und Nachdruck, bis ihm endlich ein neu ankommendes
Regiment besseren Rückhalt gab, worauf die Feinde mit verdoppelter
Kraft angegriffen und über die Berge zurückgejagt wurden. Die
Verfolgung war auch hier sehr blutig; die Husaren wollten keinem
Ungarn Quartier geben.
Nach dem ungünstigsten Eindruck, den der letzte Feldzug hinter-
lassen, gehörten diese Erfolge dazu, um in der Armee das volle Ver-
trauen zu sich selber zu erneuern.
Nun aber bereiteten sich die Dinge allmählich zu der größeren
Entscheidung.
Seit Anfang Mai sammelte sich die österreichische Hauptarmee
bei Königingrätz unter dem Prinzen Carl. Sie wuchs nach und nach
bis auf 70000 M. regelmäßiger und etwa 15000 M. unregelmäßiger
Truppen zu Pferd und zu Fuß an. Bei den letzten finden wir nicht
allein Grenzer von Maros und Donau, sondern auch Serben und
Albaneser, Dalmatier zu Fuß; Jazygen und Cumanen, und die Sie-
benbürger Insurrectionstruppen zu Pferd. Bei Jungbunzlau zogen
sich indeß die sächsischen Truppen, unter dem Herzog von Weißenfels,
gegen 30000 M. stark, zusammen. Am 21. Mai vereinigten sich
Sachsen und Oesterreicher bei Jaromirz, noch immer in Cantonnirungen:
die österreichischen breiteten sich bis Neustadt, die sächsischen bis Königs-
hof aus. Es waren die beiden Heere, deren Genofsenschaft dem Feld-
zug in Böhmen eine so erwünschte Wendung gegeben hatte, jetzt um
vieles stärker als früher, und ihr Plan der folgende.
Von Oberschlesien her sollte der König mit den zusammenwirken-
den Heerhaufen Esterhazys und Carolys und der ihnen beigegebenen
Generale angefallen werden; indem er dann seine Kräfte theile, wollte
man mit der großen Armee auf ihn losgehen, ohne ihm, wie vor dem
Jahre, einen langen Rückzug zu gestatten, und ihm eine Schlacht lie-
fern, wo man ihn finde; man rechnete darauf, ihn mit der bei wei-
1) Relation, waß vom 21. Abends bis 22. Mittags bei Landshut vor-
gefallen; vgl. Barnhagen Leben Winterfeldts S. 59. In einem Schreiben an
den König sagt Winterfeldt: „General Stille mit dem möllendorfischen Regi-
ment kam noch just zur rechten Zeit.“