Schlacht bei Hohenfriedberg. 161
bei weitem überlegen; an ihrer Spitze fochten der feurige Rothenburg,
der gedankenvolle Stille, der mit Besonnenheit kühne Winterfeldt.
Wären Sie dabei gewesen, schreibt Stille einem Freunde, so würden
Sie die Vereinigung von Muth und Tapferkeit in unsern Truppen
bewundert haben. Die Reiterei kam dem Jußvolk mehr als einmal
in den Weg, aber sie wußten sich auf das Geschwindeste wieder aus-
einander zu wickeln; in wenig Minuten sahen wir die Reiter in zwei
Linien aufgestellt und die Infanterie der zweiten Linie, welche der
ersten zuvorgekommen, bereits im Gefecht begriffen. Die Sachsen
wurden aus ihren Stellungen bei Pilgramshain und aus dem Orte
selbst verjagt.
Indessen hatten die folgenden Regimenter der Linie eine andere
Schwierigkeit zu überwinden, welche daher rührte, daß die Amrmee,
durch die Wachtfeuer verführt, ihre Richtung ursprünglich zu weit
nach links genommen hatte 1); da nun der rechte Flügel, weiter nach
rechts gewendet, mit Ungestüm vordrang, konnte die Linie nur mit
großer Schwierigkeit sich bilden. Es mußte in vollem Laufe geschehen,
auf unebenem Boden, sodaß zuweilen große Zwischenräume entstanden
und die Bataillone, indem sie sich den im Fortrücken begriffenen an-
schlossen, nicht selten eine ihrer Flanken entblößt sahen, im Angesicht
des nun in der ganzen Breite seiner Aufstellung in Bewegung kom-
menden Feindes. Der französische Gesandte, ein alter Kriegsmann,
erstaunte über die Unverdrossenheit, Raschheit und Ordnung, welche
die Infanterie an den Tag legte. Friedrich mußte eins der gefähr-
lichsten Manöver ausführen, vor dem jeder methodische Heerführer
erschrecken würde; diesmal unvermeidlich, eher um einen begangenen
Irrthum gut zu machen, als aus freier Wahl. Die Selbstbeherrschung,
die er gewonnen hatte, war nicht blos theoretischer Art: man sah ihn
nur mit den Mitteln des Sieges beschäftigt, nicht mit den möglichen
Folgen; er erkannte die Gefahr seiner Lage und bestand sie mit kalt-
blütiger Gelassenheit.
Kaum aber war man einigermaßen in Ordnung, so entzündete
sich auch schon der Kampf in aller Form, besonders in der Mitte der
Aufstellung, wo einige österreichische Regimenter an der Seite der
Sachsen fochten. Zuweilen, wo sie stärker waren, drangen sie vor,
bis sie in den Bereich der preußischen Geschütze geriethen, welche sie
1) Relation eines Offziers vom Markgraf Carlschen Regiment; un-
gedruckte Nachrichten I, 329. „Man ward gewahr, daß der Feind, ohngeachtet
der bemerkten Feuer, nicht an dem Orte wogegen wir aufmarschirt waren,
sich befand.“
v. Manke's Werke XAIX. 11