Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Schlacht bei Hohenfriedberg. 165 
der Schlacht in den evangelischen Ortschaften hörte, fielen die Ein- 
wohner in Schaaren auf die Kniee, um den Sieg der gereinigten 
Religion von Gott zu erflehen. In Breslau schlossen sich die Juden 
den Evangelischen mit ihren Wünschen an; welch ein Jubel, als noch 
am späten Abend desselben Tages sechszehn blasende Postillone mit 
der Kunde, der schon ein Gerücht vorangegangen, in der Stadt an- 
langten. Drei Tage darauf brachte man die eroberten Fahnen, noch 
meistens neu und schön, darunter die Hauptfahne mit dem Namens- 
zug der Königin. Unter denen, die sich sie zu sehen herbeidrängten, 
war auch ein katholischer Bürgersmann, der den Namenszug noch 
einmal betrachtete, dann knieend den mit Blut bespritzten Zipfel küßte: 
hierauf ging er nach Hause zu seinem Tagewerk. 
In dem Cabinetsrath Eichel, der den Gang der Dinge in der 
unmittelbaren Nähe des Königs beobachtet hatte, bildete sich die Mei- 
nung aus, als sei der Sieg ein Werk der Vorsehung selbst. Bei 
einem so heftigen Angriffe sei nicht eine Standarte, nicht eine Pauke 
verloren gegangen. Von allen Vermißten könne man nur von wenigen 
nicht angeben, was aus ihnen geworden; er zählt deren 71. So etwas 
sei nie geschehen: der Schutz Gottes habe ganz augenscheinlich ge- 
waltet. 
Der König meldete seinen Sieg noch am Abend eigenhändig an 
Podewils: „Unsere Cavallerie“, sagt er, „hat Wunder gethan; alle 
Corps haben geschlagen, alle vortrefflich;: auch meine Brüder haben 
wie Löwen für das Vaterland gefochten; wir haben Wort gehalten.“ 
In einem andern Briefe sagt er, die Schlacht sei das Beste, was er 
noch je gesehen; seit der Bataille von Höchstädt sei nichts Entscheiden- 
deres vorgefallen. 
So erstarrt aber war Friedrich doch nicht in seinen stoischen An- 
sichten, daß er nicht wahrgenommen hätte, daß diese Entscheidung noch 
von etwas Anderem herrührte, als blos von Schlagfertigkeit und 
tapferm Muth. Die Ueberzeugung seiner Umgebung gewann auch 
auf ihn Einfluß. „Gott hat meine Feinde verblendet und mich wun- 
derbar geschützt“, sagte er dem französischen Gesandten mit einer 
Mischung von Freude und Dankbarteit. 
Die Oesterreicher waren mit so wenigem Eifer verfolgt worden, 
daß sie sich am 6. Juni einen Rasttag zu Landshut gönnten; der 
Prinz und der Herzog gingen eben auf den Wällen der Stadt spa- 
zieren, als die Meldung eintraf, daß ein preußisches Corps das Ge- 
birge heraufrücke und sich nähere. Auf der Stelle ward die Rast 
unterbrochen und der weitere Rückzug angetreten. Am 11. Juni stand
	        
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