Umwandlung in der englischen Politik. 171
lischem Gelde bestritten worden sind, während die englische Politik be-
reits ein Gelingen derselben nicht mehr ernstlich wünschen konnte.
Einer der schroffsten Widersprüche, welche in einer Staatsverwal-
tung vorkommen können. Vielleicht sind solche in einer parlamen-
tarischen Regierung bei dem Wechsel der aus innerem Kampfe empor-
steigenden Ministerien, wo die Nachfolger andere Gesinnungen hegen
als die Vorgänger, aber sich durch die Schritte derselben gebunden
fühlen, nicht zu vermeiden; dem König Friedrich erschienen sie ent-
weder als Schwäche oder als Zweizüngigkeit.
Und verhält es sich nicht auch in der That so, daß, welche Ge-
sinnung auch das eine oder das andere Ministerium hegen mochte,
der König von England selbst fortwährend eine der preußischen ent-
gegengesetzte Politik verfolgte?
An Georg II nahm man auf den ersten Blick nur Regelmäßig-
keit und Strenge wahr; nie hätte er die gesetzte Stunde versäumt;
man sagt, mitten im Getümmel der Schlacht habe er eine Position
genau nach der Anweisung der Fechtschule eingehalten; er liebte selbst
seine Kinder in ehrfurchtsvoller Entfernung zu sehen, gefiel sich in
einer gewissen stolzen Einsamkeit; er schien kalt und theilnahmlos:
man weiß aber wohl, daß er nicht ohne Sinnlichkeit war, wie er
denn immer ein oder das andere ungesetzliche Verhältniß unterhielt;
vor allem nährte er einen sehr lebendigen politischen Ehrgeiz. Wenn
er sich dachte, daß er an der Spitze einer großen Nation stehe und
als deutscher Kurfürst durch den Besitz eines Reichslandes vom ersten
Range einen durchgreifenden Einfluß im Reiche ausüben könne, daß er
das Prineip des Protestantismus verfechte und zugleich die Geldquellen
der englischen Nation zu öffnen vermöge, so glaubte er sich persönlich
zu einer großen europäischen Rolle bestimmt. Er hat dieselbe wohl
niemals rein aufgefaßt, nie ohne kleine dynastische Vortheile in seiner
Nachbarschaft, mecklenburgische und oftfriefische Ansprüche oder die Er-
werbung eines und des anderen Bisthums im Auge zu haben; bald
Verbindung mit der kaiserlichen Macht, bald Opposition gegen dieselbe
sollte ihm helfen sie durchzusetzen. Dabei fand er nun aber einen
zwiefachen Widerstand. Der eine kam ihm aus dem selbständigen
Aufstreben der preußischen Macht, die er einst durch jene Vermäb-
lungen ganz an sich zu knüpfen gesucht hatte. Wir kennen die schroffe
Haltung Friedrich Wilhelms 1, die nicht weniger feste, aber mehr ent-
scheidende Sinnesweise Friedrichs II; Königin Sophie Dorothea, durch
erbschaftliche Streitigkeiten persönlich verletzt, war in den späteren