Die Armeen in Böhmen. 179
ein preußischer Bericht nicht übel, um Heu und um. Lorbeern. Zwi-
schen den großen Heeren ging es ziemlich ruhig her. Eine Zeit lang
galt als stillschweigendes Abkommen, wenn sich einzelne Truppen ohne
feindselige Absicht außerhalb der Lager zeigten, nicht auf sie zu schießen,
oder es wurde im ältesten Kriegsstil Waffenstillstand geschlossen, um
einige Todte zu beerdigen; einen solchen Stillstand benutzten eines
Tages die beiden braunschweigischen Brüder Ernst Ludwig, der bei
den Oesterreichern, und Ferdinand, der bei den Preußen diente, um
nach langjähriger Trennung am Ufer des Adler eine Zusammenkunft
zu halten. Die Ereignisse waren, daß Friedrich am 20. Juli auf
das rechte Ufer der Elbe ging, das ihm ausgedehntere Ebenen
zum Fouragiren und leichtere Zufuhr darbot, und sein Hauptquartier
zu Chulm aufschlug, daß einen Monat später, mehr um ein Lebens-
zeichen zu geben als aus einem strategischen Grunde, Prinz Carl
sein Lager veränderte und über den Adler kam; was dann wieder
die Folge hatte, daß der König das seine nach Semonitz, ebenfalls
auf dem rechten Elbufer, verlegte, wo er bis in die zweite Hälfte des
September blieb!).
Von größerer Bedeutung war der Zug des Generals Nassau
nach Oberschlesien. Von der großen Armee in Oberschlesien sich tren-
nend, nahm er seinen Weg durch das Glatzische, nicht nach Wartha,
wo man auf ihn gefaßt war, sondern über Reichenstein, worauf die
ungarischen Insurrectionstruppen, die das Land zu beiden Seiten der
Neiße mit Raub und Gewalt erfüllten, da sie einen Feind in ihrem
Rücken erscheinen sahen, sich nach Neustadt zusammenzogen. In der
Nähe dieses Ortes griff sie Nassau am Morgen des 11. Juli an; in
dem Tagebuch über das Unternehmen ist verzeichnet, wie ein Theil
seiner Dragoner, Carabiner und Ammunition auf die Köpfe nehmend,
ein ansehnliches Gewässer durchsetzte und so auf den Feind losging ?),
zuerst die Infanterie, welche die Insurgenten begleitete, in die Flucht
1) Schreiben aus Chulm, 27. Juli: „Unscr Lager ist eins der aller-
schönsten, und gleichsom wie ein Garten anzusehen. Weil S. M. sehr scharf
verboten, jemanden das geringste Leid zuzufügen, so wird uns alles im Ueberfluß
zugeführt, und ec kommen täglich über 600 mit Früchten und anderem Vorrath
beladene Wagen bei uns an. Berlinische Nachrichten, 10. Ang. 1745.
2) Tagebuch, so der verstorbene Generalmajor v. Saher Über die ober-
schlesische Campagne von 1745 geführet, — — in den ungedruckten Nach-
richten IV, 257. Das Original, mit sehr sauber ausgeführten Plänen, findet
sich noch in dem Staatearchiv. Die Zeitungen theilten schon einzelne Nach-
richten daraus mit.
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