Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Die Armten in Böhmen. 181 
Am 2. August 1) zu Schönbrunn machte Robinson der Königin 
diese Eröffnungen. Sie hörte ihn aufmerksam an, nie aber hatte sie 
der Gesandte zurückhaltender gesehen, nie weniger Eindruck auf sie 
hervorgebracht. 
Sie meinte, es sei ein so großes Unglück nicht, wenn Holland 
die französische Neutralität annehmen müsse, und warf ihm förmlich 
die Frage auf, ob es nicht leichter sei, Frankreich zu gewinnen als 
Preußen. Robinson sagte, das letztere wolle nur behalten, was es 
habe, jenes mache Eroberungen, die man ihm nicht lassen dürfe. Die 
Königin blieb dabei, daß sie Schlesien wieder haben müsse, sonst wäre 
selbst das Kaiserthum, das ihr Gemahl zu erlangen hoffe, eine leere 
Würde. Oder wolle man, daß er es unter der Vormundschaft des 
Königs von Preußen verwalte? Keiner ihrer Generale würde sich 
jetzt dazu hergeben, ihre Armee von Böhmen nach dem Rhein zu 
führen. Robinson bemerkte, daß es in Böhmen doch nicht so ganz 
nach Wunsch gehe, daß namentlich zwischen ihren Truppen und den 
sächsischen nicht das beste Einverständniß herrsche. Die Königin er- 
widerte, Prinz Carl sei auch allein fähig, noch einmal mit dem 
König von Preußen zu schlagen; ehe dies geschehen, wolle sie keinen 
Frieden eingehen. Nur bis in den October möge man ihr Zeit lassen. 
„Wenn ich wüßte, daß ich morgen mit ihm Friede machen müßte, so 
würde ich doch noch diesen Abend ihm eine Schlacht liefern“). 
In dieser Meinung blieb sie unerschütterlich. Es kümmerte sie 
wenig, daß die Bourbonen wie in Flandern so auch in Italien die 
Oberhand behielten. Denn schon ließen sich die Dinge zu einem Um- 
schwung dieser Art an. Das Unternehmen des Fürsten Lobkowitz 
gegen Neapel war an dem Widerstande einer neapolitanisch-spanischen 
Armee bei Velletri gescheitert. Und da nun Genua, durch den Ver- 
trag von Worms bedroht, den Truppen der Bourbonen sein Gebiet 
öffnete, so sah man diese von allen Seiten dahin strömen. Spanier, 
Franzosen, Neapolitaner und Genueser vereinigten sich im Juli 1745 
am Serivia, bei 70000 M. stark, den Oesterreichern und den Sar- 
diniern bei weitem überlegen, unter geschickten Anführern, und be- 
drohten den ganzen Zustand der Lombardei. Maria Theresia ließ 
sich dadurch nicht abhalten, alle Verstärkungen, über die sie verfügen 
1) Arneth (III. S. 87) verlegt die Audienz auf den 4. Ich habe das 
Original der Depesche vor mir gehabt; sie ist vom Z3. August datirt; die 
Audienz fand nach dem Berichte Robinsons zu Schönbrunn 11 Uhr ss#Eatt. 
2) Dosse-je conclure avec lui le lendemain, je lui lirrerois bataille 
ce soir.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.