182 Elftes Buch. Sechstes Capitel.
konnte, nach Königingrätz zu dirigiren; sie behauptete, es müsse dem
König von Sardinien genügen, wenn man vor allem den gefährlich-
sten Feind des gesammten Bundes, zu dem er gehöre, unschädlich
mache.
Doch war ihr Sinn nicht allein um Schlesiens willen gegen den
König von Preußen gerichtet: während sie mit ihm schlug und ihn
beschäftigte, suchte sie zugleich noch ein anderes, in diesem Augenblick
ihr vornehmstes Interesse, durchzuführen.
Endlich war die Zeit gekommen, wo ihr Gemahl die kaiserliche
Würde wieder mit dem Hause Oesterreich, das er aufs Neue begründete,
vereinigen konnte.
Es leuchtet von selbst ein, daß dies nicht durch eine freiwillige
friedliche Uebereinstimmung der deutschen Fürsten und der Nation be-
wirkt worden ist, wie man bei einer Wahl vorauszusetzen liebt.
Der Zustand des Reiches war doch in Wahrheit noch beinahe
so, wie man ihn vom 13. Jahrhundert an kennt, wie er im 16. bei
der Wahl Carls V, im 17. bei der Wahl Leopolds I erscheint; un-
endlich viel hing von der Einwirkung der auswärtigen Mächte ab.
Die Kaiserwahl war zugleich ein Kampfpreis für die in Europa
einander entgegenstehenden Parteien. Maria Theresia hatte die beiden
Seemächte erinnert: wie durch ihre Theilnahme im Jahre 1711 ihr,
Vater gewählt worden sei, so müsse eine solche jetzt ihrem Gemahl
zu Statten kommen. Die kurhannoverische Stimme, sagte sie, hänge
von England ab; die rheinischen Kurfürsten würden sich nach der
Anleitung der Seemächte richten; Sachsen, das von ihnen Subsidien
ziehe, werde ihren Wünschen auf die Länge nicht widerstehen können 1).
In der That konnte sie hierin auf die volle Mitwirkung der
Seemächte rechnen. Wenn auch England nicht in Allem und Jedem
ihre Ansichten theilte, so hielt es doch an dem Grundsatze fest, ein
deutsches Kaiserthum, das von Frankreich abhängig sei, nicht dulden
zu können. Und da nun durch den Frieden zu Füßen auch der Kur-
fürst von Baiern zur Einwilligung gebracht, das französische Heer
am Rhein durch eine ansehnliche Absonderung, deren König Lud-
wig XV für die Niederlande zu bedürfen glaubte, in einem Grade
geschwächt war, daß es dem Großherzog, der jetzt selbst an die Spitze
der österreichischen Truppen trat, so wenig widerstehen konnte, wie
einst Maillebois dem Herzog Arenberg 2), so ließ sich an dem er-
1) Instruction an Reyschach, in Hormayrs Anemonen III, 257.
2) Ganz das Gegentheil hatten die Franzosen hoffen lassen. Argenson
an Balori: Ar. de Conti Mn'ambitionne que les occasions de signaler de