Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Kaiserwahl. 183 
wünschten Ausgang dieser Sache nicht zweifeln. Der Großherzog er- 
schien eben darum persönlich im Felde, um die Ehre zu erwerben, die 
Franzosen vom deutschen Gebiet verjagt zu haben; und in kurzem 
mußte sich Conti über den Rhein zurückziehen. Man begann in Frank- 
furt unter dem Schutze des österreichischen Heeres zu deliberiren. 
Wenn man weiß, weshalb vornehmlich Friedrich den Krieg unter- 
nommen hatte, so fühlt man, wie schmerzlich ihn diese Wendung der 
Dinge berühren, wie gefährlich sie ihm erscheinen mußte. 
Eben um die Reichsgewalt kämpfte er mit Oesterreich; diese sollte 
nun in die Hand des Gegners übergehen. 
Einen Versuch machte er noch von Böhmen aus, den Kurfürsten 
von Sachsen dahin zu bringen, sich dem Großherzog entgegenzusetzen: 
wie denn der sächsische Gesandte am Reichstage sich noch immer keines- 
wegs für denselben erklärt hatte. Allein wie man auch in Dresden 
gesinnt sein mochte, wenigstens mit Preußen wollte man in den 
Reichsangelegenheiten nicht mehr Hand in Hand gehen. Der König 
empfing eine Antwort, die er anzüglich und verletzend fand, gleich 
als halte ihn der sächsische Hof der Berücksichtigung nicht mehr für 
würdig 1). 
Man mupß, sagte er, den Sachsen und andern Nachbarn zeigen, 
daß sie uns nicht ungestraft beleidigen, sich nicht leichtsinnig mit un- 
sern Feinden vereinigen dürfen. Was sein ursprünglicher Gedanke 
gewesen war, den Antheil der Sachsen an dem Angriff auf Schlesien 
durch einen Einfall in ihr Land zu rächen, dazu entschloß er sich jetzt 
zu schreiten. Den Krieg mit der bisherigen Mäßigung fortzusetzen, 
die ihn nur immer mehr in Nachtheil brachte, die ganze Combination 
seiner Feinde sich erfüllen zu lassen, ohne sie da anzugreifen, wo sie 
am meisten verwundbar waren, hielt er am Ende für eine falsche 
plus au plus son courage, en battant aussi de son coté les ennemis — si 
le prince peut y parvenir — ce sera le cas o# S. A. S. pourroit se 
porter vers la Saue ou vers Egra ’il le falloit. II a Pordre du roi et 
carte blanche. Die Königin-Mutter sagte nach dem Rückzuge dem in Berlin 
zurückgebliebenen Abbé Loise: que le roi son flle en étoit d’'autant plus 
fäché, qu’il ne s°y attendoit pas: du’il lui avoit marqué dernièrement 
due le pe de Conti auroit fait le troisième tome des batailles de Fon- 
tenois et de Fridberg. — Valori meint, daß dieser Rückzug Contis auch auf 
die mit Sachsen schwebende Unterhandlung zurückwirke. Le retour de Mr. 
le P’ de Conti est bien préjudiciable à la négociation qui est commune 
entre M’ de Vaulgremont (zu Dresdeu) ct moi. 
1) Hist. de m. t. Bruhl dui jugenit le roi aux abois ne vouloit point 
le recevoir (so hat die alte Redaction richtiger) à composition.
	        
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