Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

188 Elftes Buch. Sechstes Capitel. 
konnten sie dem König Friedrich einen Dienst leisten, den er ihnen 
nie vergessen haben würde. 
Aber allerdings hatten auch sie großen Aufwand für ihren Krieg 
zu machen, und nicht leicht wurde es dem Controleur der Finanzen, 
die nöthigen Gelder aufzutreiben; die Forderung von Preußen war 
groß und unerwartet: sie gaben ihm eine nichtssagende, Alles ins 
Weite schiebende Antwort; endlich boten sie eine bei weitem geringere 
Summe an, in monatlichen Raten!). 
König Friedrich hielt nicht für gut, zu handeln; da man ihm 
nicht geben wollte, was er verlangte, so lehnte er auch das ab, was 
man ihm anbot. 
Glücklicherweise sah sich die märkische Ritterschaft, die ihr eigenes 
Geldwesen mit Ordnung und Sparsamkeit führte, im Stande, dem 
König mit einer für die Zeit ansehnlichen Summe zu Hülfe zu 
kommen. Er empfing dieselbe als Anlehen; aber daß ihm die Land- 
schaft ein solches gern und reichlich gewährte, sah er als ein Zeichen 
ihrer Ergebenheit an, und er hat ihr oft und lebhaft seinen Dank 
dafür ausgesprochen. 
Eben aber, daß er dessen bedurfte, zeigte am besten, in welche 
Bedrängniß eine längere Fortsetzung des Krieges, vielleicht unter 
schwereren Verhältnissen, wofern das Reich oder Rußland sich gegen 
ihn erkläre, ihn bringen müsse. Wenn er um sich sah, schien er sich 
oft von der ganzen Welt bedroht, und es war ihm zweifelhaft, wie 
lange er in dieser Stellung aushalten könne. Rothenburg erzählt, 
er habe ihn, in tiefe Gedanken versunken, in seinem Lehnstuhl sitzen 
gefunden 2). Er leidet furchtbar, ruft Eichel eimmal aus, ich besorge, 
er wird unterliegen. 
1) Der König von Frankreich hat den an Friedrich II zu schreibenden 
Brief drei= oder viermal veröndert. In einem frllheren Entwurfe heißt es: 
quand nous avons traité de notre alliance, V. M. ne demandoit pas de 
subsides ct je ne m’y Ctois pas attendu avant sa dernière lettre; in einem 
späteren nach den ersten Worten: V. M. se faisoit gloire d'etre un ami utile 
et point onércux. e crois qdue ses dépenses sont grandes, les miennes 
sont énormes. Cependant je vais faire tontes les recherches possibles — 
— — Dies verletzte den König auch wegen des Widerspruchs, in welchem es 
mit andern Schreiben Kand. Le ministre me dit que le roi de France 
s#en est expliqué dans la lettre, qu’il me fait, et celui-ci ne dit rien, 
que de se vouloir concerter la-dessus avec son controleur général Alles, 
meint er, ziele nur dahin, „de vonloir par une défaite honnete me refuser 
tont à fait et me tenir en attendant le bec duns l’iean.“ 
2) Dans une vraie consternation sur un avenir, qu’il voit en noir.
	        
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