Absichten von Oesterreich. 15
Treue aufs neue beschworen 1). Das Gelübde der ungarischen Stände
ward gleichsam auch auf die österreichischen übertragen und von ihnen
in einem Augenblicke, als sich die Ansprüche eines Kaisers aus dem
Hause Baiern regten, zu dem ihren gewacht.
Die merkwürdige Stellung des Königs von Preußen, als er in
Mähren vorgedrungen war und Wien bedrohte, und der Königin ihm
gegenüber, erscheint erst in vollem Lichte, wenn wir betrachten, daß
ihr Widerstreit auch zugleich dem Kaiserthum galt. Der König dachte
erst Friede zu machen, wenn er ein mit ihm verbündetes Kaiserthum
festgestellt und das Haus Oesterreich genöthigt hätte, dasselbe anzu-
erkennen, sich ihm zu unterwerfen; die Königin mit ihrem ganzen er-
erbten Stolze weigerte sich dessen, und verzweifelte nicht, ihren Gemahl
noch bald entweder als Kaiser oder doch als Römischen König zu
begrüßen.
Wir wissen aber, daß Friedrich II. mit seinen umfassenden Ab-
sichten nicht durchdrang, und nur seine eigene Stellung zu behaupten.
vermochte. Die Königin dagegen hielt ihren Gedanken fest und glaubte
durch den Breslauer Frieden nun erst recht in den Stand gesetzt zu
werden, denselben auszuführen.
Damit verband sie aber auch noch andere Entwürfe.
Wir berührten, wie viel ihr dieser Friede kostete: — Nobinson
kann nicht genug schildern, wie untröstlich sie sich darüber gezeigt habe,
als es nun doch zu einer definitiven Abtretung von Schlesien kommen
mußte, gegen die, wie sie sagte, alle vergangene Angst und Noth
nichts sei. Nicht ganz ohne Aussicht auf Ersatz aber wollte sie den
Frieden annehmen. Da hauptsächlich England, sagte sie, denselben
wünsche, so hoffe sie auch, daß man ihr auf eine oder die andere
Weise ihren Verlust erstatten und Oesterreich in den Stand setzen
werde, daß es seine Stellung in Europa wieder einnehmen und auch
in Zukunft dem auf Zerstörung der allgemeinen Freiheit berechneten
Umsichgreifen des Hauses Bourbon wiederstehen könne 2).
1) Der Vorfall ist nicht ohne Grund in Zweisel gezogen worden. Und
gewiß ist an eine officielle Bersammlung der österreichischen Stände hiebei
nicht zu denken. Die Königin gab den eben Anwesenden den von ihr gefaßten
Beschluß zu erkennen. Es wäre vielleicht der Mühe werth, den Bericht des
päpstlichen Nuntius darüber nachzusuchen. Das Factum selbst halte ich nach
den Nachrichten, die mir vorlagen, für unumstößlich sicher.
2) Robinson 19 Juni to Lord Carteret. One of the greatest Gifficulties
11 have been under of late, was the not being able to give any autentik
assurance of an immediate declaration on the part of England much