Friede zu Dresden. 213
Paris gesagt. So sei im Jahre 1706 auch Carl XII gesinnt ge-
wesen und nur durch den Herzog von Marlborough, der einen seiner
Vertrauten gewonnen, davon zurückgebracht worden; aber der König
von Preußen hänge von keinem Minister und Vertrauten ab und
werde nach eigenem Ermessen das Wohl von Europa befördern.
Friedrich war jedoch in diesem Augenblick seines Bundes mit
den Franzosen von Herzen müde; er glaubte nichts als Undank und
Vernachlässigung von ihnen erfahren zu haben. Noch bei dem letzten
Ausbruch der sächsischen Feindseligkeiten hatte er an Ludwig XV ge-
schrieben und ihm die Gefahr, worin er war, geschildert, seine Freund-
schaft, Güte und Weisheit in Anspruch genommen, als der letzte Ver-
bündete, den er in Deutschland habe. Die Antwort, die er darauf
empfing, war jedoch nicht allein ablehnend, sondern ironisch. Die
französischen Minister, durch jene Uebereinkunft mit England, in welcher
Preußen damals seine Rettung sah, aufs Neue verletzt, machten sich
ein Vergnügen daraus, dem König Friedrich anzügliche Dinge zu sagen;
später verlautete, daß ein Jeder dazu eine kleine Beisteuer gegeben hat.
Darin erscheinen die preußischen Kriegsthaten als eine Nebensache,
aller Nachdruck liegt auf den französischen; den Gefahren, in denen
Friedrich zu sein glaube, wird nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt,
guten Rath, heißt es, möge er von sich selber nehmen. Friedrich em-
pfing das Schreiben, als der Feldzug sich bereits zu seinem Vortheil
gewendet. Er erwiderte, das Glück seiner Waffen müsse er doppelt
schätzen, da er wohl sehe, daß er ohne dasselbe verloren wäre; sein
Geist, an dessen Hülfsquellen man ihn verweise, sage ihm, daß er
von allen Seiten bedroht, auf keiner unterstützt, dem Krieg unver-
züglich ein Ende machen müsse.
Zweierlei bewog den König von Preußen noch besonders, weit-
aussehende Unterhandlungen zu vermeiden: die fortwährend drohende
Haltung von Rußland, das sich jeden Augenblick auf seine östlichen
Provinzen stürzen konnte, und das Nachgefühl der bestandenen Ge-
fahren. Der französische Gesandte Darget, der bald darauf in seine
persönlichen Dienste trat, sagte ihm damals in Dresden, es würde
herrlich sein, nachdem er der Held von Deutschland geworden, wenn
er nun auch der Pacificator von Europa werden wolle. Der König
antwortete: die Rolle sei schön, aber zu gefährlich. Allzu lebhaft sei
ihm der Gemüthszustand in Erinnerung, in welchem er Berlin zuletzt
verlassen habe; er wolle einen solchen nicht wieder erleben. Es sei
ein ewiges Schach dem Könige, das man ihm biete. Wäre das Glück
ihm zuwider gewesen, und er müsse sich wundern, daß es ihm so treu