Friede zu Dresden. 215
Pavia, und dafür mit Jubel empfangen wurden. Am 16. December
zog der spanische General in die Hauptstadt der Lombardei ein; bald-
folgte ihm Don Philipp nach; die Bevölkerung nahm einen Prinzen,
in welchem sie den künftigen eigenen Fürsten sah, mit Freuden auf.
Die Couriere mit den Nachrichten von Mailand und von Dresden
müssen einander in Wien beinahe begegnet sein. Indem der Hof den
König von Preußen erbittert und energisch, aber fruchtlos bekämpfte,
ließ er die alten italienischen Herrschaften verloren gehen.
Und dazu kam nun die bestimmte Erklärung von England, daß
sich weder Oesterreich noch Sachsen im nächsten Jahre auf die haupt-
sächlich zum Kriege gegen Frankreich gewährten Subsidien Rechnung
machen dürfte, wenn sie nicht die Grundbedingung alles Erfolges
gegen die Franzosen, die Pacification mit Preußen, annehmen
würden 1).
Der englischen Subsidien zu entbehren, war in diesem Augen-
blick für Oesterreich noch unmöglich.
Das dringendste Motiv von allen aber lag in dem Verhältniß
zu Sachsen selbst. Friedrich hatte immer vorausgesetzt, daß ein An-
griff auf Sachsen das wahre Mittel sein werde, ihm den Frieden zu
verschaffen. Nur durch die Vorstellungen seiner Minister, die Rück-
sicht auf die Allianz Rußlands mit Sachsen, die Ueberzeugung, daß
die hannoversche Abkunft ganz von selbst dahin wirken werde, war er
bewogen worden, davon abzustehen. Die unerwartetste Gefahr hatte
ihn endlich dazu vermocht, und Sachsen befand sich in seiner Hand.
Unter keiner Bedingung durfte man in Wien diesen Zustand dauern
oder Sachsen auch nur seinen besondern Frieden schließen lassen; es
würde dann in Abhängigkeit von Preußen gerathen sein.
Alles dies bewirkte endlich, daß Graf Harrach, der sich unter
den österreichischen Ministern am wenigsten von dem vorherrschenden
antipreußischen Eifer hatte ergreifen lassen — überhaupt ein einfacher
Mann, der das Landleben dem städtischen Aufwand vorzog, mild und
ruhig —, mehr Gehör fand als bisher; er selbst war mit der Unter-
handlung beauftragt.
Sein Auftrag ging ursprünglich dahin, in den Hannoverschen
Festsetzungen noch einige Modificationen, von denen jedoch nicht er-
hellt, welcher Art sie gewesen sind, auszuwirken. Der König von
1) Vgl. Pelham an Trevor: Dec. 11. The qdueen of Hungary has
undoubtedly lost the affection of the people of England — that house
(of Austria) totally neglecis the general view for which alone ererr
honest man is their friend.