Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Administration. 255 
der Woche abgenommen werden.“ Ueberall soll man die wüsten Höfe 
besetzen und alsdann die Dienste repartiren, sodaß den alten Bauern 
die Dienste der neuen mit zu gute kommen. Wo die Güter zu groß 
sind, soll man sie theilen. Man soll die Herbeiziehung der Bauern 
zu den Wolfsjagden nicht dem Gutdünken der Jäger überlassen, son- 
dern sie möglichst schonen ). 
Dabei blieb es, daß die Städte, die nun freilich noch zu keiner 
selbständigen Entwickelung gediehen waren, von der Kammer, und be- 
sonders von den Ortscommissaren abhingen. Friedrich begnügte sich, 
ihre Wohlfahrt den Beamten auf das Dringendste anzuempfehlen. 
Es geschehe wohl, daß die Amtleute in der Nähe der Städte die 
Ueberlassung von Krügen verlangen und für diesen Fall eine höhere 
Pacht anbieten. „Aber das Plus ist verflucht, welches durch das 
Unglück anderer Leute gemacht wird; auf alte Privilegien muß aller- 
dings reflectirt werden; der wahre Mehrertrag kommt durch die In- 
dustrie.“ Die Präsidenten sollen sehen, einer Stadt durch die eine, 
einer andern durch die andere Manufactur aufzuhelfen. Man muß 
dafür sorgen, daß sie ehrliche und brave Bürgermeister haben, daß 
die Kämmereien wohl verwaltet, das Einkommen der Städte zu ihrem 
Besten angewendet werde. 
Bis ins Einzelne war darauf Bedacht genommen, wie ein Jeder 
bei seinem Gewerbe bestehen und sein Auskommen finden möge. 
Gern hätte er sie noch mehr erleichtert; das Herz blute ihm, 
sagt er einmal, wenn er an zwei Auflagen denke, das Servis in den 
Städten, die Cavalleriegelder auf dem platten Lande; wollte Gott, 
daß er sie aufheben könnte, aber der Zustand der Cassen gestatte es 
ihm noch nicht. 
Eine der Grundansichten, auf welcher sein Staat beruhte, war 
nun aber, daß die Trennung der Stände aufrecht erhalten würde, 
und er suchte nur dahin zu wirken, daß keiner den andern beein- 
trächtige. 
1) Neuer Artiquel vorn in das Buch geschrieben. Dahr ich bedacht bin 
das Land in allen Stücken zu soulagiren und aufzuhelfen, so weiß ich, daß 
eins der Ding so zu hart seind die grausamen Dienste so sie thun müssen, 
wobei nichts als ihr Verderben herauskommt. Also soll in jeder Provinz und 
jedem Kreis, sowohl Amts- als adlichen Dörfern dahin gesehen werden, ob 
man es nicht so einrichten konnte, daß die Bauern 3 Tage, höchstens 4 dien- 
ten. Dieses wird was Geschrei geben, aber vor den gemeinen Mann ist es 
fast nicht auszustehen, wenn er 6 oder 5 Tage die Woche dienen soll. Die 
ausgeflhrte Instruction fügt hinzu, die Gutsherren werden bald selbst sehen, 
daß die Bauern in wenigen Tagen besser arbeiten.
	        
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