Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Administration. 259 
tität Wolle, die sie den kleinen Fabrikanten für den Kaufpreis über- 
ließ. Diese waren nur gehalten, nach gemachter und verkaufter Ar- 
beit den Preis zu erlegen; auch für den Verkauf suchte die Regierung 
Mittel und Wege zu schaffen. Der große Verzehrer war immer die 
Armee. Da hätte man auch das an sich Entbehrliche nicht abschaffen 
dürfen, weil dadurch ein Gewerbe eingehen, die Accise einen Ausfall 
hätte erleiden können. Der Zusammenhang des Ganzen wirkt im 
Kleinsten nach, und gerade die Geringfügigkeit der zu einem großen 
Zweck zusammengxeifenden Dinge erweckt in dem Beobachter Interesse. 
Nun faßte aber Friedrich II noch weitere Gesichtspunkte als 
Friedrich Wilhelm. Das von ihm eingesetzte Departement des General- 
directoriums hatte nicht allein die Verbesserung der alten, sondern 
auch die Einrichtung neuer Manufacturen und das gesammte Com- 
merzwesen zu besorgen. In den Provinzen wurden Auszüge aus den 
Zoll= und Acciseregistern gefertigt, um zu sehen, was noch aus der 
Fremde bezogen werde und was dem Inland mangle. Friedrich hielt 
es für einen Nachtheil, daß das Land so viel Geld für Zucker, Wein 
und Seidenwaaren verausgabe. Er suchte die Einfuhr der fremden 
Weinc durch starke Imposten und Hebung der Erzeugung von Bier 
einzuschränken; — was wülrde er für die Runkelrüben gethan haben, 
wenn die Entdeckung des Zuckerstoffes in dieser Pflanze, die durch 
Markgraf unter seinen Augen geschah, schon damals sich Vertrauen 
erworben und zu practischen Erfolgen geführt hätte; wenigstens Zucker- 
raffinerien richtete er ein, um den Preis der Bearbeitung nicht an 
Fremde zu zahlen —; man begreift, wie wichtig es ihm schien, den 
Maulbeerbaum zu pflegen, der schon einige überaus strenge Winter 
im Lande überdauert hatte. Wie manchen Platz verschenkte er hiezu 
an Privatleute 1); die Gemeinden und Schullehrer, die Amtleute beie 
Erneuerung ihrer Pacht wurden dazu aufgefordert; er hoffte, die 
Seide, deren das Land bedürfe, vielleicht einmal innerhalb desselben 
zu erzeugen. Bis es dahin käme — denn die Staatswirthschaft der Zeit 
hieß auch solche Manufacturen gut, zu denen man das Material nicht 
im Lande finde, sondern kaufen müsse —, wurden die Seidenfabriken 
mit Eifer befördert. Der König war freigebig, die Unternehmer mit 
Bauplätzen und Baumaterialien auszustatten; er suchte die geschicktesten 
Arbeiter heranzuziehen; auch kostbare Werkzeuge schaffte er auf seine 
1) Acta wegen der seit anno 1740 von Sr. Königl. Majestät an Fabri- 
kanten und Particuliers verschenkten Häuser. Das Beste sind ein paar Ta- 
bellen Über Berlin und Potsdam. 
177
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.