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tität Wolle, die sie den kleinen Fabrikanten für den Kaufpreis über-
ließ. Diese waren nur gehalten, nach gemachter und verkaufter Ar-
beit den Preis zu erlegen; auch für den Verkauf suchte die Regierung
Mittel und Wege zu schaffen. Der große Verzehrer war immer die
Armee. Da hätte man auch das an sich Entbehrliche nicht abschaffen
dürfen, weil dadurch ein Gewerbe eingehen, die Accise einen Ausfall
hätte erleiden können. Der Zusammenhang des Ganzen wirkt im
Kleinsten nach, und gerade die Geringfügigkeit der zu einem großen
Zweck zusammengxeifenden Dinge erweckt in dem Beobachter Interesse.
Nun faßte aber Friedrich II noch weitere Gesichtspunkte als
Friedrich Wilhelm. Das von ihm eingesetzte Departement des General-
directoriums hatte nicht allein die Verbesserung der alten, sondern
auch die Einrichtung neuer Manufacturen und das gesammte Com-
merzwesen zu besorgen. In den Provinzen wurden Auszüge aus den
Zoll= und Acciseregistern gefertigt, um zu sehen, was noch aus der
Fremde bezogen werde und was dem Inland mangle. Friedrich hielt
es für einen Nachtheil, daß das Land so viel Geld für Zucker, Wein
und Seidenwaaren verausgabe. Er suchte die Einfuhr der fremden
Weinc durch starke Imposten und Hebung der Erzeugung von Bier
einzuschränken; — was wülrde er für die Runkelrüben gethan haben,
wenn die Entdeckung des Zuckerstoffes in dieser Pflanze, die durch
Markgraf unter seinen Augen geschah, schon damals sich Vertrauen
erworben und zu practischen Erfolgen geführt hätte; wenigstens Zucker-
raffinerien richtete er ein, um den Preis der Bearbeitung nicht an
Fremde zu zahlen —; man begreift, wie wichtig es ihm schien, den
Maulbeerbaum zu pflegen, der schon einige überaus strenge Winter
im Lande überdauert hatte. Wie manchen Platz verschenkte er hiezu
an Privatleute 1); die Gemeinden und Schullehrer, die Amtleute beie
Erneuerung ihrer Pacht wurden dazu aufgefordert; er hoffte, die
Seide, deren das Land bedürfe, vielleicht einmal innerhalb desselben
zu erzeugen. Bis es dahin käme — denn die Staatswirthschaft der Zeit
hieß auch solche Manufacturen gut, zu denen man das Material nicht
im Lande finde, sondern kaufen müsse —, wurden die Seidenfabriken
mit Eifer befördert. Der König war freigebig, die Unternehmer mit
Bauplätzen und Baumaterialien auszustatten; er suchte die geschicktesten
Arbeiter heranzuziehen; auch kostbare Werkzeuge schaffte er auf seine
1) Acta wegen der seit anno 1740 von Sr. Königl. Majestät an Fabri-
kanten und Particuliers verschenkten Häuser. Das Beste sind ein paar Ta-
bellen Über Berlin und Potsdam.
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