Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

260 Zwölftes Buch. Viertes Capitel. 
Kosten an, z. B. eine holländische Marmorrolle zur Glänzung der 
hier gefertigten Zeuche. 
Wir wollen über diese Dinge nicht ausführlich berichten, zumal 
da das ganze System in seiner charakteristischen Eigenthümlichkeit sich 
erst später entwickelte; erwähnen wir aber noch an einem Beispiel, 
wie sehr ins Einzelne die Fürsorge ging. 
Unter Friedrichs Papieren haben sich Aufzeichnungen gefunden, 
die er zu seiner eigenen Erinnerung einst auf einer Reise nach Schle- 
sien gemacht hat. In Schweidnitz und Neiße, bemerkt er, fehle es 
noch an Ziegeldächern, er müsse daran denken, sis zu schaffen; in 
Schmiedeberg fühle man sich von der Kaufmannschaft gedrückt, die 
Sache verdiene Ueberlegung; eine neue protestantische Kirche sei in 
Pleß nöthig; an andern Stellen seien Kirchen und Schulen zu weit 
entfernt, um von den Einwohnern besucht zu werden. Er denke 
daran, wie das schlechte Land hie und da zu verbessern, das Holz, 
dessen man sonst einmal entbehren werde, mehr zu schonen sei. Er 
merkt sich an, wo es in den Gärten an Gemüse oder an Obstbäumen 
fehle. Striegau bedürfe einer Manufactur; er wisse nichts anderes, 
als etwa Vitriol daselbst bereiten zu lassen; aber besonders gebreche 
es in Oberschlesien an Industrie. In Gleiwitz lasse sich eine Fabrik 
von Halbbaumwolle und Halbleinen anlegen; in Tarnowitz würden 
Kunstschreiner beschäftigt werden können; für Waaren wie die Nürn- 
berger, zu denen es an Holz nicht fehle, würden Cracau und Teschen 
einen guten Markt darbieten. Wie ein Hausvater, der sein Besitz- 
thum im ersten Frühjahr durchschreitet, um sich die Arbeiten des 
Sommers zu überlegen, bemerkt er an jeder Stelle, woran es ge- 
bricht und was sich thun lasse. 
Den innern Verkehr, besonders zu Wasser, suchte er, nach dem 
Beispiel seiner Vorfahren, so viel möglich zu befördern. Durch den 
Plauischen Canal kürzte er die Schiffahrt von der Elbe her um 
acht Tage, durch den Finowcanal die Fahrt von Stettin nach Berlin 
um die Hälfte ihrer Dauer ab. Um vieles leichter ließ sich nun das 
magdeburgische Salz nach Schlesien, das neumärkische Holz nach dem 
Magdeburgischen schaffen, um hier zur Salzbereitung zu dienen. Die 
Erwerbung von Schlesien, die Benutzung der Wasserwege gab dem 
Handel von Stettin neuen Aufschwung. 
Aus den Berichten der Kammern pflegte sich Friedrich den 
innern Haushalt einer Provinz zu vergegenwärtigen. Wenn z. B. 
die Neumark von den 700000 Thalern, die sie jährlich an Abgaben 
aufbrachte, nur 520000 in ihren Grenzen verwandte und das Uebrige
	        
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