Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Armee. 267 
ohne Erbarmen bestraft werden; Gnade ergehen zu lassen, würde große 
Gefahr bringen. 
Die häuslichen Einrichtungen der Soldaten sind auf körperliches 
Wohlsein und kameradschaftliches Zusammenleben berechnet. Der 
Friede soll auch in dieser Beziehung auf den Krieg vorbereiten, zur 
Mäßigkeit gewöhnen. Spielen und Trinken darf man schlechterdings 
nicht einreißen lassen; ein gutes Regiment muß sich so ordentlich auf- 
führen, wie ein Mönchkloster. 
Der Fürst Connetable muß sein Regiment selbst zu exerciren ver- 
stehen, um den kleinen Dienst vollkommen inne zu haben und es zu 
bemerken, wo dagegen gefehlt wird. Die Gleichförmigkeit in allen 
Aeußerlichkeiten hat viel Einfluß auf den mechanischen Theil der Tak- 
tik; darin eingeübt, leisten die Truppen auch im Felde unbedingte 
lge 
Der französische Gesandte bemerkt, daß die Uebungen der Rei- 
terei Anfangs nicht ohne ein Gefühl von Demüthigung, mit einer 
gewissen Verdrossenheit vollzogen worden seien; man habe nur den 
Stock gefürchtet; jetzt aber habe ein Jeder ihren Nutzen eingesehen 
und unterwerfe sich ihnen mit einer von Erwägung getragenen Re- 
signation. Er bewundert besonders, wie die Escadron im vollen Lauf 
auf das erste Signal Halt macht und eine treffliche Ordnung be- 
hauptet, oder wie, wenn die erste Linie ihren Galapp fortsetzt, die 
zweite inne hält und im Trabe nachfolgt. 
Mit einer gleichen kriegsmännischen Befriedigung wohnte Valori 
auch den Uebungen des Fußvolkes bei. 
Es erregt Verwunderung, schreibt er nach einer Revue im Mai 
1747, Truppen, die so viel gelitten haben, schon wieder in einem so 
prächtigen Zustand zu erblicken. Die alten Regimenter haben in Hin- 
sicht auf Zucht und militärische Fertigkeit vielleicht noch gewonnen. 
Wir haben eine Linie von 19000 Mann vorrücken sehen, 80 Schritt 
in Einer Minute, so gerade, als wenn sie nach der Schnur abgemessen 
wäre. Ich kenne die Geschwindigkeit ihres Schießens nun seit acht 
Jahren aus dem Kriege und aus den Uebungen, doch setzt sie mich 
noch jedesmal in Erstaunen ½. 
Valori war kein unbedingter Bewunderer der preußischen Truppen. 
Er urtheilt, daß ihr Feuern in der Regel zu tief gehe und nicht ge- 
hörig berechnet werde; wenn die Maschine einmal aufgezogen sei, so 
) Obserrations sur le serrice militaire du roi de Prusse remis par 
Valori. Sept. 1716. (Archiv zu Paris.)
	        
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