Armee. 269
Um so mehr kam es ihm darauf an, den eigenthümlichen kriege-
rischen Geist, die militärische Tugend der Armee aufrecht zu erhalten.
Er setzt dieselbe in drei Dinge: Ordnung, Gehorsam und Tapfer-
keit. Die zur Gewohnheit gewordene Ordnung bewirke, daß in den
dringendsten Gefahren die Verwirrung der Preußen doch noch mehr
Haltung in sich habe, als der gewöhnliche Zustand des Feindes; der
Gehorsam mache, daß niemals über die Ausführbarkeit einer gebotenen
Unternehmung hin und her geredet werde, Niemand verzweifle. Die
Tapferkeit beruhe darauf, daß die Offiziere nur von den Waffen ihr
Glück erwarten und ihren Ehrgeiz darin finden; daß der Soldat Zu-
trauen zu sich selbst habe und als einen Ehrenpunkt betrachte, nie-
mals zu weichen; jeder Kleinmuth mache bei den Kameraden verächt-
lich; oft habe man noch Verwundete schlagen sehen.
Diesen Geist nun, der im Kriege entwickelt war, in der Zeit des
Friedens zu nähren, die Armee in immer vollkommeneren Zustand zu
bringen, war das vornehmste Bemühen des Königs.
Um das Jahr 1750 bestand das Fußvolk aus 48 Feldregimen=
tern, 13 Garnisonregimentern, zusammen 122 Bataillonen, jedes zu
880 Köpfen: die Cavallerie aus 8 Regimentern Husaren, jedes zu
1200 Mann, und 130 Escadrons Cürassiere und Dragoner, jede zu
158 Mann. Die Armee zählte 133000 bis 136000 Mann. Im
Verhältniß zu dem Lande war sie doch noch immer stärker als zur
Zeit Friedrich Wilhelms I, und bei jeder Steigerung der Einkünfte
dachte auch Friedrich II zunächst immer daran, ob er nicht ein paar
neue Regimenter errichten könne.
Die von allen Seiten bedrohte Selbständigkeit ließ sich nur durch
diese eiserne Wehr vertheidigen.
Von dem Bestreben, sein eigener Herr zu sein, die unter Einem
Scepter vereinigten Gebiete, Norddeutschland überhaupt nicht zu einem
Tummelplatz fremder Interessen werden zu lassen, ging Alles aus;
dadurch ward die Armee und durch diese die finanzielle Organisation
nothwendig; — Alles bedingte, unterstützte und erhielt sich gegenseitig;
Eins war ohne das Andere nicht zu denken.